384 Mitteilungen.
§ 2— Nein. Wie mag er denn heißen? „Mit dem Zunamen heißt er Msndlin.
A! Jetzt habe ich es! Curt Mendlin“. „ § 3Ich habe hinzuzufügen, daß die Dame mich auf die Ahnlichkait im
Schicksale des Helden mit ihrem eigenen Schicksal aufmerksam machen wollte. Dabei hatte sie die Hanutihnlinhkeit vergessen: ihr Geliebter hieß mit dem Vornamen, wie der Held des Romanes — „Curt“. Den Namen des Geliebten wollte sie vergessen; deshalb vergab sie den Namen des § 4Romanhelden. S. Spielrsin.
§ 5Das ,Vergessen“ eines Symptnms und seine Aufklärung im
Trauma. § 6Eine Patientin, die die Gewohnheit hat, vor dem Schlafengehen unters
Bett zu schauen, ob dort kein Räuber versteckt ist, vergaß eines Abends diese Schutzmaßregel auszuführen. In derselben Nacht träumt ihr, dal! sie von einem jungen Mann verfolgt und mit einem Messer bedroht werde. Die Assoziationen führten vom Traum einerseits zu infanfilen sexuellen Erlebnissen, anderseits zu einer Phantasie vor dem Einsehlafen: die sonst sehr prllde Patientin getrante n'ch, eine sexuelle Szene zwischen sich und ihrem jugend lichen Visavis vorzustellen. Man kann annehmen, daß das Unterlassen der Zimmerdurchsuchung dem Zweck diente, diese Phantasie — allerdings in angstlichnr Entstehung — bei Nacht fortspinnen zu können. Da nämlich nach dem „Rauber“ nicht gefurscht wurde, konnte der Gedanke an ihn aber den Schlaf der Patientin „stören‘, Ferenczi. § 7Darstellung der „großen Leistung” im Traum,
§ 8Der männliche Träumen" sieht sich als gravides Weib im Bette liegend.
Der Zustand wird ihm sehr beschwerlich. Er mit aus: Da will ich doch lieber . . . . (in der Analyse ergänzt er nach einer Erinnerung an eine Pflegeperson: Steine klopfen). Hinter seinem Bett hängt eine Landkarte, deren unterer Rand durch eine Holzleiste gespannt erhalten wird. Er reißt diese Leiste herunter, indem er de an beiden Enden packt, wobei sie aber nicht quer bricht, sondern in zwei Längshlilften zersplittert. Damit hat er sich erleichtert und auch die Geburt befördert. § 9Er deutet ohne Hilfe das Herunterreifien der Leiste als eine große
„Leistung“, durch welche er sich aus seiner nnbehaglichen Situation (in der Kur) befreit, indem er sich aus seiner weiblichen Einstellung herausreillt. Gegen diese seine Deutung ist nichts einzuwenden; ich wurde sie aber darum nicht als eine „funktionale“ bezeichnen, weil sich seine Traumgedanken auf seinen Zustand in der Kur beziehen, Solche Gedanken sind „Material' für die Tranmbildung wie alles andere. Es ist nicht einzusehen, warum die Ga dankentlitigkeit eine: Analysierten sich nicht mit seinem Kurverhalten lm scbäftigen sollte. Die Unterscheidung von „funktionalem“ und „materialem“ Phänomen nach Silberer hat nur dann einen Wert, wenn — wie in den bekannten Selbstheobachtnngen Silberers beim Einschlafen —— die Alter native rorl.iegt, ob sich die Aufmerksamkeit mit einem gegebenen Denkinhalt oder mit dem psychischen Zustand der Person beschäftigen soll, nicht wenn dieser Zustand selbst der Denlrinhalt ist. § 10Die Deutung des Traumes ist indes nicht vollendet, das absurde De
tail, dal} die Hulzleiste nicht nur bricht, sondern der Länge nach aplittflrt, fordert seine Erldarung, die nicht „funktional“ sein kann, auch nicht ohne § 11§ 12
Erfahrungen und Beispiele aus der mulyfimhen Praxis. 11. 335
§ 13Schwierigkeit gewonnen wird. Der Tränmer erinnert sich endlich daran,
daß die Verdoppelung im Verein mit der Zerstörung eine Anspielung un die Kastrutiun enthält. Der Traum stellt sehr häufig die Kastration im trotzigen Wunschgegensalz durch das Vorhandensein von zwei Peuissymbolen dar. Die ,Leiste“ ist ja auch eine den Genißnlieu naheliegencle Körperregian. Er § 14fügt dann die Deutung zusammen, er überwinde die Kaelrationsclrohuug,
welche ihn in die weiblinhe Einstellung gebracht hat Freud. § 15“um. L mu, m„ua.„l,„. u. 215
§ 16§ 17
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ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE § 18OFF IZIELLES ORGAN
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INTERNATIONALEN PSYCHOANALYTISCLHEN VEREIN]GUNG HERADSGEGEBEN VON ’ § 20PROF . DR. SIGM. F REUD
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DR. 3. FERENCZI DR. OTTO BANK § 22BÜDAPEST WIEN
PROF. DR, ERNEST JONES LONDON“ UNTER STÄNDIGER MITWIBKUNG \'0Nz DR. KARL AERAHAM, Bgm.». __ Da. LuDWID BINSWANGER, KRKUZLINGBN. _ Da. Fam. mamma, S‘mcxnomn — Du. A. A. ERILL. N£\v Yuan. — Dn.'rmumr § 23Bumzow, Enrmlnnz,— Im. M. D. EDER, Lemon. — Du. ]. VAN EMDEM HAM}. —
Da. M, EITXNGON,BERLIN. — Dn. PAUL F5m:kN,me.—A DR.ED\JARD HXTSCHMANN, Wyu. 7 Du. H. v HUG»HELLl\-IUTH, Wum. — DR. L. _[EKELS, Wim, —- Du, l-‘RIEDR. S.KRAUSS,WTgn.——DmALPHDNSZ MAEDER,ZÜNCN.— Da J.T,MAC cuxnv,Nm-Yonx. — UR. J. Mmcmowsxx. Summen. — Pnof. T.TonrcuAu-BEAUCHANT, Pormms. — Ua.c, R. Fun-z, \V,\nu,mä, N. Y. — Da, OSRAR Pnsrsx. Zßmcn.—PROF. JAMES ]. PUTNAM. Boston. — Da, THEDDOR REIR, Hamm, — Dn. R. REITLER. Wmv. -— § 24DR. FRANZ RIKLIN. Zorm.u. — Da, HANNS sum—rs, WIEN. — Da. J. Susan.
Wim, — Da. L. Slam, Mümcnzx. —— Du. A. STÄRCKE, DEN Down. — Du, M. 5TEGMANN, Dumm. _. Da. vxm‘oa TAUSK, an. — Du. M,Wuuxf,0nnum § 25u. JAHRGANG, 1914
HEFT 4. JULI § 261914
HUGO HELLER & CIE. LEIPZIG UND WIEN, ]. BAUERNMARKT 3 § 27[ÄHRLICH 6 HEI‘TE BE! 40 BOOEN STARK M [().—= K21.60
§ 28