Das Ich und das Es (1923-005/1931)

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  • Diercks, Christine
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Freud, Sigmund: Das Ich und das Es (1923-005/1931). In: Andorfer, Peter; Blatow, Arkadi; Diercks, Christine; Huber, Christian; Kaufmann, Kira; Liepold, Sophie; Roedelius, Julian; Rohrwasser, Michael; Stoxreiter, Daniel (2022): Sigmund Freud Edition: Digitale Historisch-Kritische Gesamtausgabe, Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Wien. [3.4.2023], file:/home/runner/work/frd-static/frd-static/data/editions/plain/sfe-1923-005__1931.xml
§ 1

DAS ICH UND DAS ES

§ 2

(1923)

§ 3

Nachstehende Erörterungen setzen Gedankengänge fort, die in meiner Schrift „Jenseits des Lustprinzips“ 192011 begonnen wurden, denen ich persönlich, wie dort erwähnt ist, mit einer gewissen wohlwollenden Neugierde gegenüberstand. Sie nehmen diese Gedanken auf, verknüpfen sie mit verschiedenen Tatsachen der analytischen Beobachtung, suchen aus dieser Vereinigung neue Schlüsse abzuleiten, machen aber keine neuen Anleihen bei der Biologie und stehen darum der Psychoanalyse näher als das „Jenseits“. Sie tragen eher den Charakter einer Synthese als einer Spekulation und scheinen sich ein hohes Ziel gesetzt zu haben. Ich weiß aber, daß sie beim Gröbsten haltmachen, und bin mit dieser Beschränkung recht einverstanden.

§ 4

Dabei rühren sie an Dinge, die bisher noch nicht Gegenstand der psychoanalytischen Bearbeitung gewesen sind, und können es nicht vermeiden, manche Theorien zu streifen, die von Nicht-Analytikern oder ehemaligen Analytikern auf ihrem Rückzug von der Analyse aufgestellt wurden. Ich bin sonst immer bereit gewesen, meine Verbindlichkeiten gegen andere Arbeiter anzuerkennen, fühle mich aber in diesem Falle durch keine solche Dankesschuld belastet. Wenn die Psychoanalyse gewisse Dinge bisher nicht gewürdigt hat, so geschah es nie darum, weil sie deren Leistung übersehen hatte oder deren Bedeutung verleugnen wollte, sondern weil sie einen bestimmten Weg verfolgt, der noch nicht so weit geführt hatte. Und endlich, wenn sie dahin gekommen ist, erscheinen ihr auch die Dinge anders als den anderen.

1) Seite 178 ff dieses Bandes. § 5

I Bewußtsein und Unbewußtes

§ 6

In diesem einleitenden Abschnitt ist nichts Neues zu sagen und die Wiederholung von früher oft Gesagtem nicht zu vermeiden.

§ 7

Die Unterscheidung des Psychischen in Bewußtes und Unbewußtes ist die Grundvoraussetzung der Psychoanalyse und gibt ihr allein die Möglichkeit, die ebenso häufigen als wichtigen pathologischen Vorgänge im Seelenleben zu verstehen, der Wissenschaft einzuordnen. Nochmals und anders gesagt: die Psychoanalyse kann das Wesen des Psychischen nicht ins Bewußtsein verlegen, sondern muß das Bewußtsein als eine Qualität des Psychischen ansehen, die zu anderen Qualitäten hinzukommen oder wegbleiben mag.

§ 8

Wenn ich mir vorstellen könnte, daß alle an der Psychologie Interessierten diese Schrift lesen werden, so wäre ich auch darauf vorbereitet, daß schon an dieser Stelle ein Teil der Leser haltmacht und nicht weiter mitgeht, denn hier ist das erste Schibboleth der Psychmnalyse. Den meisten philosophisch Gebildeten ist die Idee eines Psychischen, das

§ 9

Das Ich und da; E: 339

§ 10

ihrem Rückzug von der Analyse aufgestellt wurden. Ich bin sonst immer bereit gewesen, meine Verhindlichkdcen gegen andere Arbeiter anzuerkennen, fühle mich eher in diesem Falle durch keine solche Dankesschuld belastet. Wenn die Psychoanalyse gewisse Dinge bisher nicht gewürdigt hat, so geschah es nie darum, weil sie deren Leistung übersehen hatte oder deren Bedeutung verlengnen wollhe, sondern weil sie einen bestimmten Weg verfolgt, der noch nicht so weit ge— führt hatte. Und endlich, wenn sie dahin gekommen ist, erscheinen ihr auch die Dinge anders als den anderen.

§ 11

1 Bewußtsein und Unbe‘wußtes

§ 12

In diesem einleitenden Abschnitt ist nichts Neues zu sagen und die Wiederholung von früher oft Gesagtem nicht zu vermeiden.

§ 13

Die Unterscheidung des Psychischen in Bewußtes und Un» bewußtes ist die Grundvmussetzung der Psychoanalyse und gibt ihr allein die Möglichkeit, die ebenso häufigen als wichtigen pathologischen Vergänge im Seelenleben zu verstehen, der Wissenschaft einzuordnen. Nochmals und anders gesagt: die Psychoanalyse kann das Wßen des Psychische; nicht ins Bewußtsein verlegen, sondern muß das Bewußuein als eine Qualität des Psychischen ansehen, die zu anderen Qualitäten hinzukommen oder wegbleiben mag.

§ 14

Wenn ich mir vorstellen könnte, daß alle an der Psychologie Interessierten diese Schrift lesen werden, so wäre ich auch darauf vorbereitet, daß‘schon an dieser Stelle ein Teil der Leser haltmacht und nicht weiter mitgeht, denn hier ist das erste Schibboleth der Psychmnalyse. Den meisten philosophiech Gebildeten ist die Idee eines Psychischen, das

§ 15

ee—

§ 16

§ 17

W Daleblmdlaflr

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nicht auch bewußt in. so unfaßber, daß sie ihnen nhsurd und durch bloße Logik lbWeilher enehn'nt. Ich glaube. die! komm nur daher, daß rie die herredenden Phänmnene der Hypnose und del Trauma, welche —- vom Pathologischen gm abgesehen —- zu welcher Auifueung zwingen1 nie studiert haben. Ihre Bewußueinxprychologie ist aber auch un— fähig. die thleme der Tunnel und der Hypnose zu lösen.

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Bewußt nein in “nicht ein rein deskriptiver Terminus, der sich auf die unmittelbar“: und sicherten Wahrnehmung herqu Die Erfahrung zeigt um dann, daß ein psychische! Elemenr, zum Beispiel eine Vormllung, gewöhnlich nicht dauernd bewußt ist. F: in vielmehr charalmerinirch, daß der Zustand des Bewnßrseinx run-,h vorübergeht; die jetzt bewußte Vorstellung ist er im nieth Moment nicht mehr, allein sie kann 5 unter gewissen leicht hergestellten Bedingungen wieder werden. Inzwirehen war sie, wir wissen nicht war; wir können legen. sie ,ei [ne ne gewesen, und meinen dabei, daß sie jederzeit hewußtseinlfihig war. Auch wenn wir sagen. ein: nei nnhevußr gewefleu, heben wir eine korrekte Beschreibung gegeben. Diner Unhewußt fällt denn mir lntent-hewußmu'nsfa'hig zusammen. Die Philnsnphen würdm uns zwar einwerfen: Nein, der Terminus unbewuß: hat hier keine Anwendung. solange die Vorstellung im ZuStand der Lamnz war, wer sie fiberh:upt nicht: Psychisches. Würden wir ihnen schon an diem- Stelle widersprechen, so gerieten wir in einen Wormeie. um dem lieh nichu ge« winnen ließe.

§ 20

Wir rind eher zum Terminu| oder Begriff des Unhewußten ruf dem: anderen Weg gekommen. durch Verarbeitung von Erfahrungen. in denen die leelilehe Dynamik eine Rolle spidt. Wir haben erfahren, du heiße annehmen müueu, daß el sehr rurke welische Vorgänge oder Vomellungen gibe. — hier kommt mußt ein quantitativn, ll” öknnmnischel

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Du; Ich und der E: „:

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Moment in Betracht -— die alle Folgen für das Seelenleben haben können wie sonstige Vorstellungen, auch solche Folgen. die wiederum als Vorstellungen bewußt werden können. nur werden sie selbst nicht bewußt. Es irt nicht nötig. hier ausführlich zu wiederholen, was schon so oft dargestellt werden ist. Genug, an dieser Stelle setzt die psychoanalytischc Theorie ein und behauptet, daß solche Vorstellungen nicht bewußt sein können, weil eine gewisse Kraft sich dem wider-sent, daß sie sonst bewußt werden könnten und daß man dann sehen wiirde, wie wenig sie rich von anderen anerkannten pryehischen Elementen unterscheiden. Diese Theorie wird dadurch unwiderleglich. daß sich in der peychoaualyn'schen Technik Mittel gefunden haben, mit deren Hilfe man die widerstrebende Kraft aufheben und die betreffenden Vorstellungen bewußt machen kann. Den Zustand, in dem diese sich vor der Bewußtmachung befanden, heißen wir Verdrängung, und die Kraft, welche die Verdrängung herbeigeführt und aufrechtgehalten hat, behaupten wir während der analytischen Arbeit als Widerstand zu verspiiren,

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Unseren BegriE des Unhewußt:n gewinnen wir also aus der Lehre von der Verdrängung. Das Verdrängte ist uns das Vorbild des Unbewußten. Wir neben aber, daß wir zweierlei Unbewußtes haben. das latente, duch bewußueinäihigg und das Verdrängte, an sich und ohne weima nicht bewußtseinsfähige. Unser Einblick in die psychische Dynnm.ik kann nicht ohne Einfluß auf Nomenklatur und Beschreibung bleiben. Wir heißen das Latente, das nur deskriptiv unbewußt ist, nicht im dynamischen Sinne, vorbewußt; den Namen in n he w u 13 t beschränken wir auf das dynamisch unbewußte Ver-drängte, so dsß wir jetzt drei Termini haben, bewußt (bw), vorbewußt (vba/) und unbewußt (uber), deren Sinn nicht mehr rein desktiptiv ist. Du wa, nehmen wir

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mlflfitémßvviclllihlfihllülüü„wddafi das Üb" WMg=hdfimhßmvmvk ubeimlatenben wa um » ubedmklidamn—Vmwonen wir aber nichtlicberimßinvcrnehmaüdmflilnwphonbloibon und du va wie da! HW kollqu vom bewußten Pnyéinhnrgsmumi Die Hfilquhm würden um dann voracblmmdw Khviedutfbo ahzvdArecnodchtufcu .de;?l].;lioi,den zu buclwibeu, und diußinigkoit wäre Wella Aber unmäicbe’5chwinrigkoixn in dor Darmllung väron die‘Folgo davon und din einzig wichtige Tnucho, daß din: Pcychnid: (ut in 51h andztm Punkten mit dem amkanm Puyeüisdngn äbseinmimmun, wäre zugunmnnims Vorurnuihin den Iiuxorgmndgcdrängt, eines Vomrwilu, dasmdeertwnnml, dannudiucl’5ycbnide oder du Bodum vun ihnen noch nicht kannte. Nunk8nnunwirmétunmdnoi'l‘ormüigbw, vlna und M, bequem wi.mcbufuou, wenn wir nur nicht vage-sun, daß « im doin'puiven Sinn: zweien-ki Unbewußnu gibt, im dynamischanbernuru'nosl'l‘irnludzelvockodaDarmllung hun nun diene Unmchcidung manhlisngon, für andzre ist: sie nuiirlich unentbehrlich. Wir haben um immerhin an dia: 2v=idznrigkoit da Unbuwußten ziemlich g:wölmz und sind gut mit ihr angekommen. Vermeiden läßt sie sinh,‘ soweit ich schon kann, nich; die Unterscheidung zwitchen Bewußlam und Unhevußl‘em in whließlick ein: Frage der Wahrnehmung, diz‘ mit. Ja oda Nein zu beantWorten ist. und der Akt der Wuhnmlnmung „im gibt keine Auskunft darüber, nu: welchem Grund zum wahrgenmnmcn wird»detuiehzwahrgquunonvird.bßudnrfniclnxüohr duiiluetbeklsgen,daßduDymmiuuluhderliruchoinung nut u':m nädouxigen Auadruck finds! .

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]) Suwli: ng'a Bemerkungon über den Begriß da Unbmßten. [S.—!; die“: Bunde-.; Eine neuerlich; Wendung“ in der Klilik

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Da: in}; ml d.. 59 m

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Im weiteren Veflanf der p:yizhounnlytischcn Arbeit talk sich iiber hmm, daß und; diese Untendrcidnngen unm[ängljch, praktisch insuflizicnt sind. Unm- den Sinndonm, die das zeigen, se_i folgende all die enmch=idmds hamgehoben. Wir haben uns die Vorstellung von einer mamm— hängendcn Organintion der seelith Vorgänge in tina Person gebildet und heißen diese das Ich derselben. An diesem Ich hängt das Bewußtsein is beherrscht die Zugänge zur Motilität, da: ist: zur Abfuhr der Erregungen in die Außenwelt; es ist diejenige münchn Inmnz, welche eine Kontrolle über all ihre Pardalvorginge ausübt. welnhe‘lut Nachwelt schlafen geht und dann immer noch die Traumzmsnr handhabt. Van diesem Ich geben auch die Verdrängnngcn aus, durch welche gewisse seelische Strebun‘gen nicht nur vom Bewußtsein, mndcrn auch von den indem: Arten der Geltung und Betätigung aus'gemhlosnm werden

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des Unbewußtm verdient nn dieser Stelle gewürdigt zu wenim. Manch: Familie:, die fiel: der Anerkemmg der p!yehoanalytisdxen rennenen nicht vendiließen, d.u Unbequ abet niein nnneinmen wollen, whafien ,ieh eine Auskunft mit Hilfe der imlaem’immen Tluulze, eine auch das Bewußtsu'n _ 111Pbämmm _ eine große Reihe von Abunfungm der Inmsiniit n.iee Deutliehkeit erkennen läßt. So wie e. Vneginge gibt, die nein lehhnft, gre.ll, greifbar hewußt einei, in uleben' wir auch mim. die nne achwadz, kann eben merklich bewußt eine. und' nie ein Schwächen bmlßun seien eben die, in; welche die Psyclsni.nalyn ein. nnpe.nen.ie wm unbewußt gebrauchen „iin. Sie „ien nbu duch nnnin bewnße oder „im Bewußtsein“ und luca nein „11 und, stuk [mußt angeben, wenn man ihnen genug Animeeienmkeie iehcnhx.

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Soweit die Enueheidiulg in eine mlclacu entweder von der Konvention oder von Gefüblsmomemen lbliingigen Fuge durch Argument: beeinflußt werden knnn, im .iei. l1iezil folgende. hemerken: Der Hinweis auf eine Deutlidikälskxh der Emile» heit in. nieim V::laindliches und11idu mehr Beweisknfi: nl: m die eneiogen Sätze: e- gibt so viel Ab=tnfimgen der Beleuchtung vom grellfl=n, blendenden mein bin ...in mm Lichuchimmn, folglich gibt ee überhaupt keine Dunkelheit. Oder: ee gibt vzr,< schiedene Grade ven Viuli'fit, lol;lich gibt e- keinen Tod. Die“

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344 Da: Ich md in: E:

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sollen. Dies durch die Verdrängung Bueicigte stellt sich in der Analyse dem Ich gegenüber, und es wird der Analyse die Aufgabe gestellt, die Widersn'inde aufzuheben, die das Ich gegen die Beschäftigung mit dem Verdrängten äußert. Nun machen wir während der Analyse die Beobachtung, daß der Kranke in Schwierigkeiren gerät, wenn wir ihm gewisse Aufgaben seellcn; seine Assoziationen Versagen, wenn sie sich dem Verdrängten annähern sollen. Wir sagen ihm dann, er stehe unter der Herrschaft eines Widerstandes, aber er weiß nichts davon und selbst, wenn er aus seinen Unlustgefühlen erraeen sollte, daß jetz: ein Widerstand in ihm wirkt, so weiß er ihn nicht zu benennen und anzugeben. Da aber dieser Widerstand sicherlich von seinem Ich ausgeht und diesem angehört, so stehen wir vor einer unvorhergesehenen Situation. Wir haben im Ich selbst etwas gefunden, was auch nnbewußt ist, sich gerade so benimml; wie

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sem mögen ja in einer gewissen Weise sinnreich sein, aber sie sind praktisch verwerflich, wie sich herausstellt, wenn man he stimmte Folgerungen von ihnen ableiren will, zum Beispiel: also braucht man kein Lich: enznseeeken, oder: also rind alle Organis— enen unsrerhlich. Ferner eeeeiehe man durch die Subsumierung des Unmerklicben unter das Bewußre nicht: anderes, als daß man sich die einzige unmittelbare Sicherheit verdith die es im Psychischen überhaupt gibt. Ein Bewußtsein, von den mein nich“ weiß, scheint mir doch um vieles absurder al: ein unhemißres Seel'uches. Endlich in solche Angleichung des Unbemerkzen en des Unbewußre niienhne ohne Rücksicht auf die dynamischen Verhält-nisse versucht werden, welche für die psychnanalyrirche Auffassung maßgebend wenn, Denn zwei Tennehen werden dabei vernachlässigt; erstens, daß es sehr schwierig isr, großer Anstrengung hedeei, um einem solchen Unbemerlrten genug Aufmerksamkeit zuzuführen, und zweitens, daß, wenn dies gelungen in, das vßrdem Unbemerkre jetzt „ich; vom Bewußneh. alarm: wird, sondern nie genug ihm völlig fremd, gegensätzlicb eeseheine und ven ihm eehmif abgelehnt wird. Der Reime vom Unbewußrcn eni das wenig Bemerhe und nicht Bemerkte ise also doch nur ein Abkömmling dee Voruneils, dem die Identirir des Psychischen mir dem Bewnihen ein für ellexnni fensrzbr.

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Dat [eb und «in: Es !"

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das Ver-drängte, das heißt starke Wirkungen äußert. ohne selbst bewußt zu werden, und zu dessen Bewußrrnachung es einer besonderen Arbeit bedarf. Die Folge dieser Erfahrung für die malytische Praxis ist, daß wir in unendlich viele Undeutlichkeiten und Schwierigkeiten geraten, wenn wir un unterer gewohan Ausdrucksweise festhalten und zum Beispiel die Neurose auf einen Konflikt zwischen dem Bewußten und dem Unbewußten zurückfiihren wollen. Wir ' miissen für diesen Gegensatz aus unserer Einsicht in die strukturellen Verhältnisse des Seelenlebens einen anderen einseuen: den zwischen dem zusaüsmenhingenden Ich und dem von ihm abgespa.ltenen Verdrängten'.

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Die Folgen für unsere Auflassung des Unbewußten sind aber noch bedeutsamen Die dynamische Betrachtung hatte uns die erste Knrrektur gebracht, die strukturelle Einsicht bringt uns die zweite. Wir erkennen, daß das Ulm; nicht mit dem Verdrängten zusammenfa'llt; es bleibt richtig, daß alle: Verdrängte ubw ist, aber nicht alle. (Ihm ist auch verdrängt. Auch ein Teil des Ichs, ein Gott weiß wie wichtiger Teil des Ichs, kann ubw sein, ist sicherlich ubw. Und die: Ulm; des Ichs ist nicht latent im Sinne des wa, sonst diirfte es nicht aktiviert werden, ohne bw zu werden, und seine Bewußtrnachung dürfte nicht an große Schwierigkeiten bereiten. Wenn wir uns „ vor a:: Nötigung sehen, ein drittes, nicht verdrängtes [lkw aufzustellen, so miissen wir zu— gestehen, daß der Charakter des Unhewußtseins für uns an Bedeutung verliert. Er wird zu einer vieldeutigen Qualit5t, die nicht die weitgehenden und unschließenden Folgerungen gestattet, für welche wir ihn gerne verwertet hätten Doch müssen wir uns hüten, ihn zu vernachlässigen, denn schließlich ist die Eigenschaft bewußt oder nicht die einzige Leuchte im Dunkel der Tiefenpsycholngie.

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,) Vgl. Jenseits des tu:priuip..

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§ 43

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§ 44

Die pathologische Forschung hat unser Interesse allzu aus¬ schließlich auf das Verdrängte gerichtet. Wir möchten mehr vom Ich erfahren, seitdem wir wissen, daß auch das Ich unbewußt im eigentlichen Sinne sein kann. Unser einziger Anhalt während unserer Untersuchungen war bisher das Kennzeichen des Bewußt- oder Unbewußtseins; zuletzt haben wir gesehen, wie vieldeutig dies sein kann. Nun ist all unser Wissen immer an das Bewußtsein ge¬ bunden. Auch das Ubw können wir nur dadurch kennen lernen, daß wir es bewußt machen. Aber halt, wie ist das möglich? Was heißt: etwas bewußt machen? Wie kann das vor sich gehen? Wir wissen schon, wo wir hiefür anzuknüpfen haben. Wir haben gesagt, das Bewußtsein ist die Oberfläche des seelischen Apparates, das heißt wir haben es einem System als Funktion zugeschrieben, welches räumlich das erste von der Außenwelt her ist. Räumlich übrigens nicht nur im Sinne der Funktion, sondern diesmal auch im Sinne der anatomischen Zergliederung 4 . Auch unser Forschen muß diese wahrnehmende Oberfläche zum Ausgang nehmen. Von vornherein bw sind alle Wahrnehmungen, die von außen herankommen (Sinneswahrnehmungen), und von innen her, was wir Empfindungen und Gefühle heißen. Wie aber ist es mit jenen inneren Vorgängen, die wir etwa — roh und ungenau — als Denkvorgänge zusammenfassen können? Kommen sie, die sich irgendwo im Innern des Apparates als Verschiebungen seelischer Energie auf dem Wege zur Handlung vollziehen, an die Oberfläche, die das Bewußtsein entstehen läßt, heran? Oder kommt das Bewußtsein zu ihnen? 4) S. Jenseits des Lustprinzips.

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Du Ich und du E: 347

§ 46

Wir merkelu das ist eine von den Schwierigkeiten. die lieh ergeben, wenn man mit der räumlichen. (typischen Vorsnellung du seelischen Geschehens Ernst machen will. Beide Möglichkeieen mind gleich unwsdenkbnr, er mühe etwas drittes der Fell sein.

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An einer anderen Stelle5 habe ich nahm die Annahme gemacht, daß der wirkliche Unteuchied einer ubw von einer vba: Vurmellung (einem Gedenken) darin bestehe, daß die ermre sich an irgendwelchen Malaria], das unerkannt bleibt, vollzieht, während bei der letzteren (der wlan) die Ver— bindung mit Wortvornellungen hinzuknmme. Hier ist zuerst der Versuch gemacht. für die beiden Syme VW und Ulm; Kennzeichen umgeben, die anders sind als die Beziehung zum Bewußtsein. Die Frage: Wie wird etwa bewußt? lautet also zweckmäßiger: Wie wird etwa: vorbewußt? Und die Antwort wäre: durch Verbindung mit den entsprechenden Wanvorstellungen.

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Diese Wortvotsteilungen sind Erinnernngsrette, sie wenn einmal Wahrnehmungen und können wie alle Erinnerunger=sre wieder bewußt werden. Ehe wir noch weiter von ihrer Natur handeln, dünnen um wie eine neue Einrich: =uf: bewußt werden kann nur der, wu schon einmal bw Wahr nehmung war, und was außer Gefühlen von innen her bewußt werden will. muß vermehen. sich in äußere Wehrnehmungcn umzusetzen. Dies wird mittels der Erinnerungespuren möglich.

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Die Erinneruner denken wir une in Sysß=men en:— balten, welche unmittelba- an des System W—Bw mtoflm, so daß ihre Besetzungen sich leicht auf die Elemente dieses System von innen her fortsetzen können. Mzn denkt hier sofort an die Halluzinan'on und un die Tausche, dnß die

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;) Das Unbewnßre. Innern“ Zßchr. f. PsA., Ill., 191; [Säle 983 diem Bundes]

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„x Der leb „& d.; &

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lebhaften: Erinnerung immer noch von der Halluzination wie von der äußeren Wahrnehmung unterschieden wird, allein ebenso rasch stellt sich die Auskunft ein, daß bei der Wiederbelebung einer Erinnerung die Eesenung im Erinnerungssystmn erhalten bleibt, während die van der Wahrnehmung nicht unterscheidbare Halluzinztinn entstehen mag, wenn die Buetzung nicht nur von der Erinnerungsspur auf das W—Element Ebergreift, sondern völlig auf dasselbe übergrht.

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Die Vom-este stammen wesentlich von akustischen Wahr— nehnnxngen ab, so daß hiedurch gleichsam ein besonderer Sinnmnpmng fiir das System wa gegeben in. Die visuellen Bestandteile der Wertvnmelluug kann man als sekundär, durch Lesen erworben, zunicth vemachl’aisligeu und ebenso “die Bewegungsbilder des Wortes, die außer bei Taubstummen die Rolle von unuemiirzendeu Zeichen spielen. Das Wort ist doch eigentlich der Erinnerungsrest den gehörten Wortes.

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Es darf uns nicht heifallen, etwa der Vereinfachung zuliebe, die Bedeutung der optischen Erinnerungsreste — von den Dingen — zu vergessen, oder zu verleugnrn, daß ein Bewußtwerden der Denkvorgänge durch Rückkehr zu den visuellen Resten möglich ist und bei vielen Personen bevorzugt scheint. Von da Eigenart dieses visuellen Denkens kann um das Studium der Träume und der vorhewußten Phantasien nach den Beobachtungen ]. Varendoncks eine Vorstellung geben Man erfährt, daß dabei meist nur das konkrete Material des Gedankens bewußt wird, fiir die Relationen Aber, die den Gedanken besonders kennzeichnen, ein virueller Ausdruck nicht gegeben werden kann. Das Denken in Bildern ist abo ein nur sehr unvollständige; Bewufltwerden. Es steht auch irgendwie den unhewußten Vorgängen näher als das Denken in Worten und ist unzweifelhaft onm- wie phylogenetisch älter als dies“.

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Da; Ich und Ja.! Er 34,

§ 58

Wenn abo. um zu unmem Argument zurückzukehren, die: der Weg in. wie etwas an sich Unbewußtee vorbevußt wird, io in die Frage, wie machen wir etwal Verer (vor)bewuße, zu beantworten: indem wir solche vba: Mimiglieder durch die analytische Arbeit hernellen. Das Bewußtsein verbleibt alrn an seiner Stelle, aber auch der Ubw in nicht etwa um Bw aufgestingen.

§ 59

Während die Beziehung der äußeren Wahrnehmung zum Ich ganz oßenkundig ist, fordert die der inneren Wahrnehmung zum Ich eine besondere Untersuchung heraus. Sie läßt noch einmal den Zweifel auftauchen, oh man wirklich Recht daran tut, alles Bewußuein auf das eine oberflächlich: System W-Bw zu beziehen.

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Die innere Wahrnehmung ergibt Empfindungen von Vorgängen am den verschiedensten, gewiß auch tieferen Schicth dee seelischen Apparaees. Sie sind mhlech: gekannt, als ihr better Muster können nach die der LunUnlusu-eihe gelten. Sie rind ursprünglichen elementarer als die von außen mmmenden, können noch in Zuständen ge< (rühren Bewußtsein: zumnde kommen. Über ihre größere öknnvmische Bedeutung und deren mmpsycholuginche Be: gründuug habe ich mich an anderer Stelle geäußert. Diese Empfindungen rind muldlnkulär wie die äußeren Wahrnehmungen, können gleichzeitig vun venchied.enen Stellen hemmen und dabei verschiedene, auch entgegan Qualiüil‘en haben.

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Die Empfindungen mit Lumhankeer haben nich): Drängendee an rich, dagegen im höcth Grad die Unimempfindungen. Diese drängen auf Veränderung, auf Abfuhr, und darum deuten wir die Unlnst nuf eine Erhöhung, die Lan auf eine Erniedrigung der Energiebeeeunng. Nennen wir da:, war al: Lux: und Unlnn bewußt wird, ein queneiueiv-qunliuu’v Anderer im eeeliechen Ablauf, 90 in

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§ 63

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die Frage, ob ein solches Anderes an Ort und Stelle bewußt werden kann oder bis zum System W fortgeleitet werden muß. Die klinische Erfahrung entscheidet für das letztere. Sie zeigt, daß dies Andere sich verhält wie eine verdrängte Regung. Es kann treibende Kräfte entfalten, ohne daß das Ich den Zwang bemerkt. Erst Widerstand gegen den Zwang, Aufhalten der Abfuhrreaktion macht dieses Andere sofort als Unlust bewußt. Ebenso wie Bedürfnisspannungen, kann auch der Schmerz unbewußt bleiben, dies Mittelding zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung, der sich wie eine innere Wahrnehmung verhält, auch wo er aus der Außenwelt stammt. Es bleibt also richtig, daß auch Empfin¬ dungen und Gefühle nur durch Anlangen an das System W bewußt werden; ist die Fortleitung gesperrt, so kommen sie nicht als Empfindungen zustande, obwohl das ihnen ent¬ sprechende Andere im Erregungsablauf dasselbe ist. Abge¬ kürzter, nicht ganz korrekter Weise sprechen wir dann von unbewußten Empfindungen, halten die Analogie mit unbewußten Vorstellungen fest, die nicht ganz gerecht¬ fertigt ist. Der Unterschied ist nämlich, daß für die ubw Vorstellung erst Verbindungsglieder geschaffen werden müssen, um sie zum Bw zu bringen, während dies für die Empfindungen, die sich direkt fortleiten, entfällt. Mit anderen Worten: die Unterscheidung von Bw und Vbw hat für die Empfindungen keinen Sinn, das Vbw fällt hier aus, Empfindungen sind entweder bewußt oder unbewußt. Auch wenn sie an Wortvorstellungen gebunden werden, danken sie nicht diesen ihr Bewußtwerden, sondern sie werden es direkt. Die Rolle der Wortvorstellungen wird nun vollends klar. Durch ihre Vermittlung werden die inneren Denkvorgänge zu Wahrnehmungen gemacht. Es ist, als sollte der Satz er

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wiesen werden: alles Wissen stammt aus der äußeren Wahr¬ nehmung. Bei einer Überbesetzung des Denkens werden die Gedanken wirklich — wie von außen — wahrgenommen und darum für wahr gehalten. Nach dieser Klärung der Beziehungen zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung und dem Oberflächensystem W-Bw können wir darangehen, unsere Vorstellung vom Ich aus¬ zubauen. Wir sehen es vom System W als seinem Kern ausgehen und zunächst das Vbw, das sich an die Erinnerungs¬ reste anlehnt, umfassen. Das Ich ist aber auch, wie wir erfahren haben, unbewußt. Nun meine ich, wir werden großen Vorteil davon haben, wenn wir der Anregung eines Autors folgen, der vergebens aus persönlichen Motiven beteuert, er habe mit der gestrengen, hohen Wissenschaft nichts zu tun. Ich meine G. Groddeck, der immer wieder betont, daß das, was wir unser Ich heißen, sich im Leben wesentlich passiv verhält, daß wir nach seinem Ausdruck „g e 1 e b t“ werden von unbekannten, unbeherrsch¬ baren Mächten 6 . Wir haben alle dieselben Eindrücke empfan¬ gen, wenngleich sie uns nicht bis zum Ausschluß aller anderen überwältigt haben, und verzagen nicht daran, der Einsicht Groddecks ihre Stelle in dem Gefüge der Wissenschaft anzuweisen. Ich schlage vor, ihr Rechnung zu tragen, indem wir das vom System W ausgehende Wesen, das zunächst vhw ist, das Ich heißen, das andere Psychische aber, in welches es sich fortsetzt, und das sich wie ubw verhält, nach Groddecks Gebrauch das Es 7 . Wir werden bald sehen, ob wir aus dieser Auffassung 6) G. Groddeck, Das Buch vom Es. Internationaler Psycho¬ analytischer Verlag 1923. 7) Groddeck selbst ist wohl dem Beispiel Nietzsches gefolgt, bei dem dieser grammatikalische Ausdruck für das Un¬ persönliche und sozusagen Naturnotwendige in unserem Wesen durchaus gebräuchlich ist.

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Nutzen für Beschreibung und Verständnis ziehen können. Ein Individuum ist nun für uns ein psychisches Es, unerkannt und unbewußt, diesem sitzt das Ich oberflächlich auf, aus dem I^-System als Kern entwickelt. Streben wir nach graphischer Darstellung, so werden wir hinzufügen, das Ich umhüllt das Es nicht ganz, sondern nur insoweit das System W dessen Oberfläche bildet, also etwa so wie die Keim¬ scheibe dem Ei aufsitzt. Das Ich ist vom Es nicht scharf getrennt, es fließt nach unten hin mit ihm zusammen. Aber auch das Verdrängte fließt mit dem Es zusammen, ist nur ein Teil von ihm. Das Verdrängte ist nur vom Ich durch die Verdrängungswiderstände scharf geschieden, durch das Es kann es mit ihm kommunizieren. Wir erkennen so¬ fort, fast alle Sonderungen, die wir auf die Anregung der Pathologie hin beschrieben haben, beziehen sich nur auf die — uns allein bekannten — oberflächlichen Schichten des seelischen Apparates. Wir könnten von diesen Verhältnissen W-EW eine Zeichnung entwerfen, deren Konturen allerdings nur der Darstellung dienen, keine besondere Deutung bean¬ spruchen sollen. Etwa fügen wir hinzu, daß das Ich eine

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Du: Ich und da: Ex ]”

§ 70

„Hörhppe“ trägt. nach dem Zeugnis der Gehirmnawmie nur auf einer Seite. Sie sitzt ihm sozusagen :chiei auf.

§ 71

Es ist leicht einzusehen, du Ich ist der durch den direkten Einfluß der Außenwelt unter Vermittlung von W-Bw veränderte Teil des Es, gewissermaßen eine Fortsetzung der Oherfliichendifl'erenzierung. Es bemüht sich euch. den Einfluß der Außenwelt eui des Es und seine Absichten zur Geltung zu bringen, ist bestrebt, das Realitäuprinzip an die Stelle del Lustprinzips zu setzen, welches im Es uneingeschränkt regiert. Die Wahrnehmung spielt für das Ich die Rolle, welche im FJ dem Trieb zufällt. Das Ich repräsen— tiert, was man Vernunft und Betonnenheit nennen kann, im Gegensatz zum Es, welches die Leidenschaften enthält. Dies alles deckt sich mit allhekannten populären Unterscheidungen, ist aber auch nur als durchschnittlich oder ideell richtig zu verstehen.

§ 72

Die funktionelle Wichtigkeit des Ich! kommt darin zum Ausdruck, daß ihm normalerweise die Herrschaft über die Zugänge zur Motilität eingeräumt ist. Er gleicht so im Verhältnis zum Es dem Reiter, der die überlegen: ant des Pferdes zügeln soll, mil: dem Unterschied, daß der Reiter dies mit eigenen Kräften versucht, das Ich mit gehorgeen. Dieses Gleichnis trägt ein Stück weiter. Wie dem Reiter, will er sich nicht vom Pferd trennen, oft nichts anderes übrig bleibt, als es dahin zu führen, wohin es gehen will, so pflegt auch du Ich den Willen des Es in Handlung urn— zusetzen, als ob es der eigene wäre.

§ 73

Auf die Entstehung des Ich: und seine Ahwnderung vom Es scheint noch ein anderes Moment als der Einfluß des Systems W hlngewirkt zu hzhen. Der eigene Körper und vor allem die Oberfläche deuelhen in ein Ort, von dem gleichzeitig äußere und innere Wuhmehmungen entgehen können. Er wird wie ein andere; Objekt gesehen. ergibt

§ 74

man. Theorelllnhn Schriften ;!

§ 75

§ 76

m Darum? ’ne:

§ 77

aber dem Getart zweierlei Empfindungen. van denen die eine einer inneren Wahrnehmuhg gleiehkommen kann. Es ist in der Psyehnphysinlogie hinreichend erörtert werden, auf welche Weise sich der eigene Körper aus der Wahr. nehmungswelt heraurhebt. Auch der Schmerz scheint dabei eine Rolle zu tpie1en, und die Art, wie mm bei schmerzhaften Erkrankungen eine neue Kenntnis seiner Organe erwirbt, ist: vielleicht vorbildlich fiir die Art, wie man iiberhaupt zur Vontellung seines eigenen Körper: kommt.

§ 78

Das Ich ist vor allem ein körperliches. es ist nicht nur ein 0herflichenwesen, sondern le!imt die Projektion einer Oberfläche. Wenn man eine mwnn'eche Analogie für dasselbe sucht. kann msn er an ehesten mit dem „Gehirnminnehen“ der Anammen identifizieren, du in der Hirnrinde auf (im Köpf steht, die Ferm nach nhen streckt1 nach hinten nehmt und wie bekannt, links die Sprachzone "is'—

§ 79

Da Verhältnis des" Ich; zum Bewußtsein ist wiederholt gewürdigt werden. doch sind hier einige wichtige Tarsachen neu zu beschreiben. Gewöhnt. den Gesichtspunkt einer sozialen oder ethischen Wertung überalihin mitzunehmen. sind wir nicht überrascht zu hören, daß das Treiben der niedrigen Leidenschaften im Unhewußcen vor sich geht, erwarten aber, daß die seelischen Funktionen um so leichber sicheren Zugang zum Bewußtsein finden, je höher xie in dieser Wertung angesetzt sind. Hier enttäuscht uns aber die psychoanalyu'eche Erfahrung. Wir haben einerseits Belege das:, daß selbst feine und schwierige intellektuelle Arbeit. die sonst angeeerengees Nachdenken erfordert, auch vorbewulit geleistet werden kann, ohne zum Bewußtsein zu kammen. Dia: Fälle sind ganz unzweifelhnft, sie ereignen sich zum Beispiel im Sehlefzustand und äußern sich darin, daß eine Person unmittelbar nach dem Erwachen die

§ 80

§ 81

Der Ic); und das E; m

§ 82

Lösung eines schwierigen malhernitimhen oder andern Problems weiß, um das sie sich am Tage vorher vergeblich bemüht hatte’.

§ 83

Weit befremdender in: aber eine andere Erfahrung. Wir lernen in unseren Analylen, daß er Personen gibt, bei denen die Selbstkririk und das Gewimen, also überaus hochgewmet: seelische Leistungen. unbewußr sind und als unbewußr die wichtigwen Wirkungen äußern; das Unhewußtbleiben des Widerstandes in der Analyse ist also keinuw=gs die einzige Situation dieser Art. Die neue Erfahrung eher, die uns nötige, trotz unserer besseren kritischen Einsichr, von einem unbewußten Schuldgefiihl zu reden. verwirrt uns weit mehr und gibt uns neue Rätsel auf, besonders wenn wir allmählich ernten, daß ein solches unbewußce: Sehnlrlget'iihl bei einer großen Anzahl von Neurosen eine ökonomisch entscheidende Rnlle spielt und der Heilung die rfirksten Hindernisse in den Weg legt. Wollen wir zu unserer Wemkz.ln zurückkehren, so müssen wir sagen: Nicht nur das Tiefree, auch das Höchste am Ich kann unbewußt sein. Es ist, als würde uns auf dime Weise demonstriert, war wir vorhin vom bewußoen Ich msguagt haben, es sei vor allem ein Körper-Ich.

§ 84

In Das Id: und das Uber-Id: (Idu'deal)

§ 85

Wäre das Ich nur der durch den Einfluß der Wehrnehmung'rryscems modifizierte Anni] des Es, der Vem-eeer der realen Außenwelt im Seelischeu, so hätten wir es mit

§ 86

8) Ein solcher Full in: mir em kürzlich, und nur als Ein

§ 87

wind „m meine Beschreibung der „Tnnmzrbeiz“. mitgeteilt worden.

§ 88

„.

§ 89

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Der Ic); und das E; m

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Lösung eines schwierigen malhernitimhen oder andern Problems weiß, um das sie sich am Tage vorher vergeblich bemüht hatte’.

§ 92

Weit befremdender in: aber eine andere Erfahrung. Wir lernen in unseren Analylen, daß er Personen gibt, bei denen die Selbstkririk und das Gewimen, also überaus hochgewmet: seelische Leistungen. unbewußr sind und als unbewußr die wichtigwen Wirkungen äußern; das Unhewußtbleiben des Widerstandes in der Analyse ist also keinuw=gs die einzige Situation dieser Art. Die neue Erfahrung eher, die uns nötige, trotz unserer besseren kritischen Einsichr, von einem unbewußten Schuldgefiihl zu reden. verwirrt uns weit mehr und gibt uns neue Rätsel auf, besonders wenn wir allmählich ernten, daß ein solches unbewußce: Sehnlrlget'iihl bei einer großen Anzahl von Neurosen eine ökonomisch entscheidende Rnlle spielt und der Heilung die rfirksten Hindernisse in den Weg legt. Wollen wir zu unserer Wemkz.ln zurückkehren, so müssen wir sagen: Nicht nur das Tiefree, auch das Höchste am Ich kann unbewußt sein. Es ist, als würde uns auf dime Weise demonstriert, war wir vorhin vom bewußoen Ich msguagt haben, es sei vor allem ein Körper-Ich.

§ 93

In Das Id: und das Uber-Id: (Idu'deal)

§ 94

Wäre das Ich nur der durch den Einfluß der Wehrnehmung'rryscems modifizierte Anni] des Es, der Vem-eeer der realen Außenwelt im Seelischeu, so hätten wir es mit

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8) Ein solcher Full in: mir em kürzlich, und nur als Ein

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wind „m meine Beschreibung der „Tnnmzrbeiz“. mitgeteilt worden.

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„.

§ 98

§ 99

„, Du Ich und da: 5,

§ 100

einem einfachen Sachverhalt zu tun. All=in es kommt etwas andere; hinzu. ’

§ 101

Die Motive, die uns bewegen heben, eine Stufe im Ich anzunehmen, eine Difierenzierung innerhalb des Ichs, die Ich-Ideal oder Über-Ich zu nennen ist, sind an anderen Orten aum'nmdergemz: worden'. Sie bestehen zu Recht“. Daß dieses Stück det Ich: eine weniger feste Beziehung zum Bewußtsein hat, ist die Neuheit, die nach Erklärung verlangt.

§ 102

Wir müssen hier etwas weiter uusgreifen. Es war uns gelungen. dal schmerzhafte Leiden der Melancholie durch die Annahme aufzuklären, daß ein verlorene: Objekt im Ich wieder aufgericheet, also eine Objektbesetzung durch eine Identifizierung abgelöxl: wird". Damals erkannten wir eher noch nidxt die ganze Bedeutung dieses Vorgangs und wußten nicht, wie—häufig und typisch er ist. Wir haben seither verstanden, daß solche Ersetzung einen großen Anteil an der Gestaltung der Ich: hat und wesentlich dazu heitriigt, das herzustellen. was man seinen Charakter heißt.

§ 103

Uranfänglich in der primin'ven oralen Phase des Indivi< duums sind Objektheseuung und Identifizierung wohl nicht von einander zu unterscheiden. Späterhin kann man nur annehmen, an; die Öbjekthesetzungen vom Es ausgehen,

§ 104

9) Zur Einführung des Nanißrnm. -— Massenpsychalogie und Ich—Analyre.

§ 105

w) Nur daß ich die Funktion der Rulitiu-priifung diem Ober-Ich zugewieun habe, erscheint im'g und der Korrektur hediin‘tig. Es wiirde durebmu den Beziehungen du Ich: zur Wahrnehmungrwelt muprechen, wenn die R=Iicätsprüfung seine eigene Aufgabe bliebe. — Auch frühere, ziemlich unbestimmt gehaltene Äußerungm über einen Kern del [ehr rollen jetzt dzhin richtigenth werden, daß nur das System W-Bw al; Kern der hin mwkennen in.

§ 106

„) Tuner und Melancholie.

§ 107

§ 108

Dax 1:15 und dar El „7

§ 109

welehe: die erotirchen Strehungen als Bedürfnitse empfindet. Das anfangs noch schwächliche Ich erhält von den Objekthemzungen Kenntnis, läßt sie sich gefallen oder sucht sie durch den Prozeß der Verdrängung ahzuwehren".

§ 110

Soll oder muß ein solches Sexualohjekl: aufgegeben werden, so tritt dafiir nicht selten die Iehveränderung uf, die man als Aufrichtung des Objekts im Ich wie bei der Melancholie beschreiben muß; die näheren Verhältnisse dieser Ersetzung sind uns noch nicht bekannt. Vielleicht erleichtert oder ermöglicht das Ich durch diese Introjektinn, die eine Art von Regresrion zum Mechanismus der oralen Phase ist, das Aufgehen des Objekts. Vielleicht ist diese Identifizierung überhaupt die Bedingung, unter der das Es seine Objekte aufgiht. Jedenfalls ist der Vorgang zumal in frühen Entwicklungsphzsen ein sehr häufiger und kann die Auffassung ermöglichm, daß der Charakter des Ich: ein Niederschlag der aufgegebenen Objektbesetzungen ist, die Geschichte dieser Objektwahlen enthält. Es ist natürlich von vornherein eine Skala der Resistenzfähiglteit zuzugelaen, inwieweit der Charakter einer Person diese Einflüsse aus der Geschichte der erotischen Objektwahlen abwehrt oder annimmt. Bei Frauen, die viel Liebeserfahrungen gehabt haben, glaubt man, die Rückstände ihrer Objektbesetzungen in ihren Charakterzügen leicht nachweisen zu können. Auch eine Gleichzeitigkeit von Objekrlaesetzung und Identifizie

§ 111

„) Eine interessante Plnllele zur Erseuung der Objektwahl durch Identifizierung enthält der Glaube der Primitiven, aß die Eigenschaften des als Nahrung einverleihten Tieres dem, der es ißn als Charakter verbleiben werden, und die darauf gegründeten Verbote. Dieter Glaube geht bekanntlich auch in die Begründung des Kannihalismllr ein und wirkt in der Reihe der Gehfiuehe der Totemmalxlzeit his zur heiligen Kommunion fm Die Folgen. die hier du malen Ohiekflaemächtigung zugetchriehen werden, trefien fin die spätere sexuelle oh;;h„„hl wirklich zu.

§ 112

§ 113

. . ' überleben „um; am}!pr Ein Mac,. Ji=a'ßhummbsrßm M im Umszau.ng ”im" MM im:°ia khm‘inflmag auch unan immand-nßs W- und me BeMM MM hm. 41adznas' auf Kosten ehm'müßchmdm Gefäsidws. w- -deum Erlebnisse „dv ld!wäß 25» M Mamimn. drängt es ndtmmulhggdw: hakläßbmbiehntf. mehr im

§ 114

finßansnifinmmithzh,alwchn van Sub1imlenme JweiMx/äzfingehéndu BehandImgwrdgeroWdiumeü1daafl;mmquur

§ 115

mittlung dfi1chvotfléh geht, uddz'ei zunächst die mdlc05jekzlilüdo innmu'fleimhq verwandelt, um ihr dannvidlu'nämein anderes Ziel au m“«0b die: Verwandlung uiéht 4né—an*dgn Trkhodtiekuk 'nur Folge hlblnkanmiümlädsfinlfiiefinflhflclahngdgrv'erwhiedcna: mit einander 'Y=ndlnfdbafllfl Theke berbmführem wird uns noch später beschäftigen. ‘

§ 116

m@wa«waug„swmmnm„ , mimm'rjetzcmhldér5cbedungvunlchund ‘ W%L1hdo,wdéedflnldldumhdn !dezfl'fiu'etangen MMI. nella dann „nimm— diren Nuzißfllue" her.

§ 117

§ 118

Dil! Ich und 443 Er 359

§ 119

einen Moment bei den Objekeidentifizierungen det Ich; ver— weilen lesen. Nehmen diese überhmli werden 1111“ Uhlreich, und iibemaxk und miteinander unvemäglkh, so ,liegt ein pathologische! Ergebnis nahe. Es kann zu m'ner Aufsplieterung des Ichs kommen,_indern sich die einzelnen Identifizierungen durch Widerrtände gegeneinander ahschließen, und vielleicht ist es das Geheimnis der Fälle von sogenannter multipler Persönlichkeit. daß die einzelnen Identifizierungen alternietend du Bewußtsein an sich reißen. Auch wenn es nicht In weit kommt. ergibt sich des Theme der Konflikte zwixc.hen den verschiedenen Identifizierungen, in die des Ich anseinznclerfa'hrt, Kon— flikte. die endlich nicht durchweg! ak pathologische bezeichnet werden können. ‘

§ 120

Wie immer sich eher die spätere Resistenz des Charakters gegen die Einflüsse aufgegehenzr Objektb_esmungen 39 stehen mag, die Wirkungen der ersten, im friihereen Alter erfolgten Idenu'fizienmgen werden alIg-eine und mehhalrige sein. Dies führt um zur Enmehung des Ichideals zurück, denn hinter ihm verbirgt sich die erste und bb deulsarnste Idendfizierung der Individuum, die mit dem Vater der persönlichen Vorzeit". Diese scheint zunächst nicht Erfolg oder Ausgang einer 0hiektheeetzung zu rein. sie ist eine direkte und nnmiemlhere und frühzeitiger 113 jede Objekehueezung. Aber die Objekewehlen, die der

§ 121

„) Vielleicht wäre es vorsiclm'pr zu engen, mit den Eltern, denn Vater und Mutter werden vor der sicheren Kennmil der Geschlechtsunterschiedu, der Penismangel; nicht verschieden ge— wenn. In der Geechiehte einer jungen Freu harte ich kürzlich Gelegenheit, zu erfahren, daß du, wilden sie ihren eigmen Peniamangel bemerkt, den Besitz diem Orng nicht dien Frauen, !ondern bloß den fiir minderwem'g gehaltenen nherknnnt hätte. Die Mutter hatte ihn in ihrer Meinung hehnlm Der einfachem

§ 122

Darstellung wegen wurde ich nur die Identifizierung mit den: Vater hellnndeln.

§ 123

§ 124

360 o.; Ich ...; .r„ &

§ 125

ersten Sexuslperinde angehören und Vater und Mutter beerefien, scheinen beim normalen Ablauf den Ausgang in solche Identifizierung zu nehmen und wmit die primäre Idmtifizierung zu verstärken.

§ 126

Immerhin rind dieee Beziehungen so kompliziert, daß es notwendig wird, sie eingehender zu beschreiben. Es sind zwei Momente, welche diese Komplikation vermhulden, die dreieekige Anlage des Uelipusverhälxnisees und die kon— su'tutionelle Bilexualitäl: den Individuum;

§ 127

Der vereinfacth nu gutnltet sich für da: männliche Kind in folgender Weise: Ganz frühzeitig entwickelt es für die Mutter eine 0bjekebesetzuug. die von der Museerhrust ihren Ausgmg nimmt und das vorbildliche Beispiel einer Objekzwahl nach dern Anlehnungstypus zeigt; des Vaters bernächtigt sich der Knabe durch Identifizierung. Die beiden Beziehungen gehen eine Weile nebeneinander her, bi: durch die Verstärkung der sexuellen Wünsche nach der Mutter und die Wahrnehmung, dzß der Vater diesen Wünschen ein Hindernis ist, der Odipuskomplex entsteht“. Die Vateridentifizierung nimmt nun eine feindselige Tönnng an, sie wendet sich zum Wunsch, den Vater zu beseitigen, um ihn bei der Mutter zu ersetzen. Von da an in das Verhältnis zum Vater ambivelent; es scheint, als ob die in der Identifizierung von Anfang an enthaltene Ambivalenz manifest geworden wäre. Die mhivalente Einstellung zum Veter und die nur zirt.liehe Objekmrebung nach der Mutter beschreiben für den Knaben den Inlult des einfachen, positiven Udipuskomplexes.

§ 128

Bei der Zertriimmerung des Udipnskonzplexu muß die Objektbesetzung der Mutter aufgegeben werden. An ihre Seelle kann zweierlei treuen, entweder eine Identifizierung

§ 129

13) Vgl. Massenpcycholngie und Ich-Andyse. VII.

§ 130

§ 131

Dax In}; und der Ex 361

§ 132

mit der Mutter oder eine Verstärkung der Vaterindentifizierung. Den leuteren Ausgang pflegen wir als den normaleren anzusehen, er gestattet es, die zärtliche Beziehung zur Mutter in gewisum Maße festzuhalten. Durch den Untergang del Udipuskomplexes hätte so die Männlichkeit im Charakter. des Knaben eine Festigung erfahren. In ganz analoger Weise kann die Ödipuseinstellung des kleinen Mädchens in eine Verstärkung ihrer Mutteridentifizierung (oder in die Herstellung einer solchen) auslaufen, die den weiblichen Charakter des Kindes iestlegt.

§ 133

Diese Identifizierungen entsprechen nicht unserer ErWartung, denn sie führen nicht das anfgegebene Objekt ins Ich ein, aber auch dieser Ausgang kommt vor und ist bei Mädchen leichter zu beobachten als bei Knaben. Man erfährt sehr häufig aus der Analyse, daß das kleine Mädchen, nachdem es auf den Vater als Liebesobjekt verzichten mußte, nun seine Männlichkeit hervorholt und sich anstatt mit der Mutter, mit dem Vater, also mit dem verlorenen Objekt, identifiziert. Es kommt dabei offenbar darauf an, ob ihre männlichen Anlagen stark genug sind — worin immer diese bestehen mögen.

§ 134

Der Ausgang der Udipussituation in Vater- oder in Muttcridentifizientng scheint also bei beiden Geschlechtern von der relativen Stärke der beiden Geschlechtsanlagen abzuhängen. Dies ist die eine Art. wie sich die Bisexualitit in die Schicksale des Udipnskomplexee einmengt. Die andere ist noch bedeutsamen Man gewinnt nämlich den Eindruzflt, daß der einfache Udipuskomplex überhaupt nicht das häufigste ist, sondern einer Vereinfachung oder Schematisierung entspricht, die allerdings oft genug praktisch ge— rechtfertigt bleibt. Eüigehendcre Untersuchung deckt zumeist den vollständigeren Udipuskotnplex auf, der ein zweifacher ist, ein positiver und ein negativer, ab

§ 135

§ 136

,6: Du Ich w} la &

§ 137

hängis Von der unprünglichm=ßisemslilit des Kinds, a. h. der Knabe hat nicht nur ehe ambivalente Einsuellung zum Vater und eine zinliche Ohjehvahl für die Mutter, sondern er benimmt sich auch gleichzeitig wie ein Mädchen, er zeigt die zärtlich: feminine Einstellung zum Vater und die ihr entsprechmde eifeniichtig-feindselige gegen die Mutter. Dieses Eingreifen der Bieexuzlitit macht er so schwer, die Verhältnis: der primitiven Objektwahlen und Identifizierungen zn durchsehzuen und noch schwieriger, sie fzßlich zu hcsdsreiben. FJ könnte auch sein, daß die im Elternverhilmis komtztierte Ambivalenz durchaus auf die Bisauditil zu beziehen wäre und nicht, wie ich ex vorhin dargemellt, dnreh die Rivaliräeseimrellung aus der 1denn'iizienmg entwickelt würde.

§ 138

Ich meine, man tut gut dann, im allgemeinen und ganz besonders bei Nmotikern die Existenz der vollständigen Ödipuskomprlexec anzunehmen. Die uulytieche Erfahrung zeigt dann, daß bei einer Anzahl von Fallen der eine oder der andere Bestandneil demlben his zuf kaum merklich: Spuren schwindet, so dlß sich eine Reihe ergibt, in deren einem Ende der unrma.le, positive. an deren anderem Ende der umgekehrte, negative Udipuskomplex steht, während die Mittelglieder die voll.!tändige Form mit ungleiche: Beteiligung der beiden Komponenten aufzeigen. Beim Untergang des Ödipruskomplexes werden die vier in ihm enthaltenen Strebungen sich derart Zusammenlegen, daß aus ihnen eine Vaur- und eine Mu:zeridentifizierung hervorgeht, die Vateridenzifiz.ienmg wird das Mutterohjeke des positiven Komplexe: festhalten und gleichzeitig das Vamohjek: des umgekehrten Komplexes erteczen; Anlage! wird fiir die Mutter identifizierung gelben. In dn- yet-schieden starken Ausprägung der beiden Identifizierungeu wird sich die Ungleichheit der beiden guchlechtlichen Anlagen spiegeln.

§ 139

§ 140

Das Ich und der E; ,s,

§ 141

So kann man als allgemeinstes Ergebnis der vom U d i pu skomplex beherrschten Sexualphase einen Niederschlag im Ich an— nehmen, welcher in der Herstellung dieser beiden, irgendwie miteinander vereinhar ten Identifizierungen besteht. Diese Ich— veränderung behält ihre Sonderstellung, sie tritt dem anderen Inhalt des Ichs alt Ichideal oder Uber—Ich entgegen.

§ 142

Das Uber-Ich ist aber nicht einth —ein Residuuln der ersten Objektwahlen des Es, wndem er hat auch die Bedeutung einer energisehen Relktionsbildung gegen die selben. Seine Beziehung zum Ich erschöpft sich nicht in der Mahnung: So (wie der Vater) : 0 ll ! t du rein, sie umfaßt auch das Verbot: So (wie der Vater) dirist du nicht sein, das heißt nicht alles tun. was er tut; manches bla'bt ihm vorbehalten. Dies Doppelangesicht des lehideals leitet sich aus der Tatsache ab, daß das Ichided zur Verdrängung des Udipuskomplexes bemüht wurde, ja, diesem Umrehwung erst seine Entstehung dankt. Die Verdrängung des Odipuskornplexes ist oflenhar keine leichte Aufgabe gewesen. Da die Eltern, besonders der Vater, als das Hindernis gegen die Verwirklichung der Udipuswlinsebe erkannt werden, stärkt: sich das inhntile Ich für diese Verdräguugrleistnng, indem es dies selbe l-findernis in sich nuirichteue. Es lieh sich gewissermaßen die Kraft dazu vom Vater aus und diese Anleihe ist ein außerordentlich iolgenscbwerer Alte Der Uber-Ich wird den Charakter der Viren bewahren und je stärker der Ödipmkomplex war, je beschleunigter (unter dem Einfluß von Autorität, Religionslehre, Unterricht, Lektüre) seine Verdrängung erfolgte, desto strenger wird später das Uber-Ich als Gewisren, vielleicht als unbewußtes Schuldgefühl über das Ich herrschen. — Woher es die Kraft zu dieser

§ 143

§ 144

,54 Das Ich ...; a.; ;;

§ 145

Herrschaft bezieht. den zwangsartigen Charakter, der sich als kategoriseher lmperativ äußert. dariiber werde ich später eine Vermutung verbringen.

§ 146

Passen wir die beschriebene Entstehung des Uber—Ich: nochmals ins Auge, so erkennen wir es als das Ergebnis zweier höchst hedennamer biologischer Faktoren, der langen kind— lichen Hilflosigkeit und Abhängigkeit des Menschen und der Tamnhe seines Udipuskuruplexes, den wir ja auf die Unterbrechung der Libidoentwicklung durch die Latenzzeit. somit auf den zweizeitigen Ansatz seines Sexuallebens zurückgeführt haben. Letztere, wie es scheint, spezifisch menschliche Eigentümlichlteit hat eine psychoanalytische Hypothese als Erhteil der durch die Eiszeit erzwungenen Entwicklung zur thtur hingestellt. Somit ist die Sonderung des Uber-Ichs vom Ich nicht Zufälliges, sie vertritt die hedeutsamsten Züge der individuellen und der Artentwieklnng, ja, indem sie dem Elterneinfluß einen dauernden Ausdruck sehafle, verewige sie die Existenz der Momente, denen sie ihren Ursprung verdankt.

§ 147

Es ist der Psychoanalyse unzählige Male der Vorwurf gemacht worden, daß sie sich um das Höhere, Moralische, Uberpersönliehe im Menschen nicht kimrnere. Der Vorwurf war doppelt ungerecht, historisch wie methodisch. Erstens, da von Anbeginn an den moralischen und ästhetischen Tendenzen im Ich der Antrieb zur Verdrängung zugeteilt wurde, letzteres. da man nicht einsehen wollte, daß die psychoanalytische Forschung nicht wie ein philosophisches System mit einem vollständigen und fertigen Lehrgehäude nuftreten konnte, sondern sich den Weg zum Verständnis der seelischen Komplikationen schrittweise durch die analytische Zergliederung normaler wie abnormer Phänomene bahnen mußte. Wir brauchten die zitternde Bnorgnis um den Verbleib des Höheren im Menschen nicht zu teilen. solange wir

§ 148

§ 149

Du Ich und du El ,6;

§ 150

uns mit dem Studium des Verdrängun im Seelenleben zu beschäftigen hatten. Nun, da wir um an die Analyse dee Ichs hennwagen, können wir all denen, welche, in ihrem sitzlichen Bewußuein erschüttert, geklagt haben, el muß doch ein höheres Wenn im Menschen geben, antworten: Gewiß, und die! ist da: höhere Wesen, du Ichideal oder Uber«Idh die Repräsentanz unserer Elternbeziehung. Ale kleine Kinder haben wir diene höheren Welen gekannt, bewundert, gefürchtet, später sie in uns selbst aufgenommen

§ 151

Das Ichideal ist: 1er der Erbe des Udipnskomplexes und scmit Ausdruck der mächtigsten Regungen und wichdgxten Libidoschielssale des Es. Durch seine Aufrichtung hat rich das Ich der Udipuskamplexes hem'a'chtjgr und gleichzeitig rich selbst dem Es unterworfen. Während das Ich wesentlich Repräsentant der Außenwelt, der Realität ist, tritt ihm das Über-Ich als Anwalt der Innenwelt, des Es, gegenüber. Kon— flikte zwischen Ich und Ideal werden, darauf sind wir nun vorbereitet, in letzter Linie den Gegensatz_vnn Real und Psychisch, Außenwelt und lnnenwelt, widerspiegeln.

§ 152

Was die Biologie und die Schicksale der Menschenart im Es geschaffen und hinterlamn haben, das wird durch die Idealhildung vom lch ühemnmmen und an ihm individuell wieder erlebt. Das lchideal hat infolge seiner Bildungsgeschichte die ausgiebig!“ Verknüpriung mit dem phylogenetischen Erwerb, der archaischen Erbschaft1 des Einzelnen. Wzs im einzelnen Seelenlehen dern Tiefsten angehört hat, wird durch die Idealbildung zum Höchxten der Menschenseele im Sinne unserer Wertungen. Es wäre aber ein vergebliches Bemühen, das Ichideal auch nur in ähnlicher Weise wie das Ich zu lokalisieren oder es in einer der Gleichnisse einzupauen, durch welche wir die Beziehung von Ich und Es nechzubilden versuchten.

§ 153

Es ist leicht zu zeigen, daß das lchideal allen Ansprüchen

§ 154

§ 155

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§ 156

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§ 157

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§ 158

‘ ' ’ * ffifiadag v6n ,',Touem und Tnbu" WM sie plzyhgmmwil 'Vüenkäxn'pléx ei'vorbcn. Religinn und nudidiä‘ Kenduinhü; durch an Bewältigung de eigéhtfinben die som'ilm Gefühle durch äh MmWnngda‘ erölnigenfimlivnlivi: nh'ßét'de'h Miuglsed:ih äe‘r‘iungen Geflenfio‘n. In all dimn 1ktlichen Emrhungu‘1 nimm da Gaib!ncbr der Männer vormgcgangen zu wein; gehulzße Veretbninz hat den Bau: auch den Runen mehflzn. Die wiinln'z Gefühle enmehcn noch heute beim Einzelnen nl! O’berbeu über die eifenilchrigen Rinlin'invregnn‘ga gegen die Mwilsm Da die Fdnän'eligkc'it nicht zu München ut. well: sich é.iu: Idmtifiziunng'mitdcm'nnf'inglidwn Rivalm her. Beobachflmgeniannüldznl-iommeniälnnnikmdieVanmmng. diß auch dinsé Idennfinnerung Emm einer zan

§ 159

“m) vmn en Kunst sind hier hei Seine ;elunne

§ 160

§ 161

D„ w; „a das n 357

§ 162

lichen Objekcwahl ist, welche die aggressiv—feindaelige Einstellung ahgelöst hat".

§ 163

Mit der Erwähnung der Phylogenese tauchen aber neue Probleme auf, vor deren Beantwortung man zaghaft zurückweichen möchte. Aber es hilft wohl nichts. man muß den Versuch wagen, auch wenn man fürchtet, daß er die Unzulänglichkeit unter ganzen Bemühung bloßnellen wird. Die Frage lautet: Wer hat seinerzeit Religion und Sinlichkeit am Vaterkomplex erworben. das Ich der Primitiven oder sein Es? Wenn ei das Ich war, warum rprechen wir nicht einfach von einer Vererbung im Ich? Wenn das Es, wie stimmt das zum Charakter dee Es? Oder darf man die Differenzierung in Ich, Über-Ich und Es nicht in so frühe Zeiten tragen? Oder soll man nicht ehrlich eingegeben, daß die ganze Auffassung der Ichvorgänge nichts für: Vernindnis der Phyln— genese leistet und auf de nicht anwendbar ist?

§ 164

Beantworten wir zuerst. was sich am leichtesten beantworten läßt. Die Difl'erenzierung von Ich und Es müssen wir nicht nur den primitiven Menschen, sondern noch viel einfacheren Lebewesen zum-kennen, da sie der notwendige Ausdruck des Einflussß der Außenwelt ist. Das Uber-Ich ließen wir gerade aus jenen Erlebnissen, die zum Totemismus führten, enesuehen. Die Frage, ob da Ich oder das Es jene Erfahrungen und Erwth gemacht haben, fälle bald in sich zusammen. Die nächste Erwägung sagt um, daß das & kein äußere; Schicksal erleben oda- erfahreu kann außer durch das I c h, welches die Außenwelt bei ihm vera-in:. Von einer direkten Vererbm'ng im Ich kann man aber doch nicht reden. Hier tut sich die Kluft auf zwisehen dem realen In« dividuum und dem Begrifl der Art. Auch darf man den

§ 165

17) VgL Mas-paychologie und Ich-Analyse [Seiten! 5 dien:

§ 166

Bandes]. — Über einige neurotische Mechanismen bei Elimuebt, Paranoia und Hmmexualitit [Gut. Schriften, Bd. V].

§ 167

§ 168

,su Dalebunddnx£x

§ 169

Unterschied von Ich und Es nicht zu narr nehmen, nicht vergessen, daß da.! Ich ein besondere diflerenzierzer Anteil den Es ist. Die Erlebnisse der lehs scheinen zunäcbn fiir die Erbschaft verloren zu gehen. wenn sie sich aber häufig und Werk genug bei vielen generationsweise nufeinanderfolgen» den Individuen wiederholen, semn sie sich sozuiagen in Erlebnisse den Es um, deren Eindrücke durch Vererbung festgehalzen werden. Somit beherbergt das erbliche Es in sich die Reste ungath vieler Ich—Exisnenzen, und wenn das Ich sein Uber-Ich aus dem Es schöpft, bringt es vielleicht nur ältere Ichgestalmngen wieder zum Vorschein, schade ihnen eine Auferstehung.

§ 170

Die Entstehung;grschiehte des Uber-Ich: mach: es vernindlieb, daß frühe Konflikte des Iehs rnit den Objektbesetzungen da Es sid; in Konflikte mit deren Erben, dern Uber-Ich, fortsetzen können. Wenn dem Ich die Bewältigung des Udipuskomplexee schlecht gelungen ist. wird dessen dem Es entstammende Energiebesetzung in der Reaktionsbildung des Ichideals wieder zur Wirkung kommen. Die ausgiebige Kommunikation dieser Ideals mit diuen uber) Triebregungen wird das Rätsel lösen, daß das Ideal selbst zum großen Teil unbewußt, dem Ich unzugäinglieh bleiben kann. Der Kampf, der in tieferen Schichten getobt ham, durch rasche Sublimierung und Identifizierung nicht zum Abschluß gekommen war, setzt sich nun wie auf dem K : ul b a c b schen Gemild: der Hunnenschlach: in einer höheren Region fort.

§ 171

IV Die beiden Tfiebarten

§ 172

Wir sagten herab, wenn unsere Gliederung den seelischen Wesen! in ein Es, ein Ich und ein Uber—Ich einen Fortschritt in unserer Einsicht hedeueer, so muß sie sich auch als Mittel

§ 173

§ 174

,su Dalebunddnx£x

§ 175

Unterschied von Ich und Es nicht zu narr nehmen, nicht vergessen, daß da.! Ich ein besondere diflerenzierzer Anteil den Es ist. Die Erlebnisse der lehs scheinen zunäcbn fiir die Erbschaft verloren zu gehen. wenn sie sich aber häufig und Werk genug bei vielen generationsweise nufeinanderfolgen» den Individuen wiederholen, semn sie sich sozuiagen in Erlebnisse den Es um, deren Eindrücke durch Vererbung festgehalzen werden. Somit beherbergt das erbliche Es in sich die Reste ungath vieler Ich—Exisnenzen, und wenn das Ich sein Uber-Ich aus dem Es schöpft, bringt es vielleicht nur ältere Ichgestalmngen wieder zum Vorschein, schade ihnen eine Auferstehung.

§ 176

Die Entstehung;grschiehte des Uber-Ich: mach: es vernindlieb, daß frühe Konflikte des Iehs rnit den Objektbesetzungen da Es sid; in Konflikte mit deren Erben, dern Uber-Ich, fortsetzen können. Wenn dem Ich die Bewältigung des Udipuskomplexee schlecht gelungen ist. wird dessen dem Es entstammende Energiebesetzung in der Reaktionsbildung des Ichideals wieder zur Wirkung kommen. Die ausgiebige Kommunikation dieser Ideals mit diuen uber) Triebregungen wird das Rätsel lösen, daß das Ideal selbst zum großen Teil unbewußt, dem Ich unzugäinglieh bleiben kann. Der Kampf, der in tieferen Schichten getobt ham, durch rasche Sublimierung und Identifizierung nicht zum Abschluß gekommen war, setzt sich nun wie auf dem K : ul b a c b schen Gemild: der Hunnenschlach: in einer höheren Region fort.

§ 177

IV Die beiden Tfiebarten

§ 178

Wir sagten herab, wenn unsere Gliederung den seelischen Wesen! in ein Es, ein Ich und ein Uber—Ich einen Fortschritt in unserer Einsicht hedeueer, so muß sie sich auch als Mittel

§ 179

§ 180

Der kb und der E; 369

§ 181

zum tieferen Verständnil und zur bunten Beschreibung der dynamieehen Beziehungen im Seeleuleben erweilen. Wir haben nn: auch herein klar gemacht, daß das Ich unter dem besonderen Einfluß der Wahrnehmung steht und daß man im Reben :agen kann, die Wahrnehmungen haben für da: Ich diuelbe Bedeutung wie die Triebe fiir das Es. Debei unterliegt aber euch da: Idi der Einwirkung der Triebe wie das F:, von dem = ja nur ein besonden modifizierte: Anteil ist.

§ 182

Über die Triebe habe ich kürzlich (jenseiu den Lustprinzips) eine Anschauung entwickelt, die ich hier festhalten und den weiteren Erörterungcn zugrunde legen werde. Daß man zwei Triebarten zu unterscheiden hat, von denen die eine, Sexualtriebe oder Eros, die bei weitem auffälligere und der Kenntnis zugänglichen ist. Sie umfaßt nicht nur den eigentlichen ungehernmten Sexualtrieh und die von ihm abgeleiteten zielgehemmten und tublimilerten Trichtegungeu, ,andern auch den Selbsterhaltnngruieb, den wir dem Ich zuschteiben miissen und den wir zu Anfang der analytischen Arbeit mit guten Gründen den rexuellen Objekmieben gegeniibergettellt hatten. Die zweite Triebatt aufzuzeigen, bereitete um Schwierigkeiten; endlich kamen wir darauf, den Sadirmue all Repräsentanten denean anzusehen. Auf Grund theoretischer, durch die Biologie gestützner Überlegungen supptmierten wir einen Tadel: rie h, dem die Aufgabe gettth in. das organische Lebende in den lebloeen Zustand zurückzuführen, während der Brot das Ziel verfolgt, das Leben durch immer weitergreifentle Zuiammenfassung der in Partikel zereprengten lebenden Substanz zu komplizieren, natürlich ee dabei zu erhalten. Beide Triebe benehmen sich dabei im strengsten Sinne kon— servativ, indem lie die Wiederhernellung einen durch die Entstehung du Lebens gutöruen Zunandes ansueben. Die

§ 183

Proud, Thoonueehe Bohrllten u

§ 184

§ 185

37° D.. M...; in &

§ 186

Entstehung des Ldiem win else die Urndu du Weiterlebcns und gleichzeitig Inch dc! Se_rebens nach dem Tode, des Leben selbst ein Kamp! und Knapromiß zwischen diesen beiden Strebnrngen. Die Frage und] der Herkunft des Lebens bliebe eine knnnologieche, die nach Zweck und Absicht des Lebens wäre dulliniacl: beencworea.

§ 187

Je&t dimr beiden Triehrten wire ein besonderer physiologildicr Plvuß (Aufbau und Mill) zugeordnet, in jedem Stick lebender Substanz Wim! beiderlei Triebe tätig, aber dochinungleichctthbung,mdzßeineSubntanzdie Hauptvemmng des Eros übernehmen: könnte.

§ 188

In welcher Weise eich Triebe der beiden Arten miteinander verbinden, vennieeben, legieren, wäre noch ganz unverstellbar; dei} die; eher regelmäßig und in großem Ausmaß geschieht, in eine in una-nem Zusammenhang unzbweisbare Annahme. Infolge der Verbindung der einzelligen Elementar— orgnninuen zu mebmlligen Lebewesen wäre el gelungen, den Todenrieb de: Einzebelle zu neutrfllilieren und die destruktiven Regungeu durch Vermittlung einee besonderen Organ; auf die Außenwelt abzuleiuen. Die. Organ wäre die Muskulatur und der Todestrieb'würde sich nun — wahrscheinlich doch nur teilweise — als Destruktionstrieb gegen die Außenwelt und andere Lebewesen äußern„

§ 189

Haben wir einmal die Vontellung von einer Mischung der beiden Triebnrten angennmmen, sa drängt sich um auch die Möglichkeit einer — mehr oder minder vollständigen — Entmisebung derselben auf. In der sadisu'seben Komponente de: Sexuelerieben hätten wir ein klessiiclies Beispiel einer zweckdienlichen Triebmiscbung vor uns, im selbnindig gewordenen S tdi! 111 ua ale Pm:nion das Vorbild einer, allerdings nicht bis zum äußersten getriebenen Eu!miechung. Er eröfinet sich um dm ein Einblick in ein großer Gebiet von Tatsachen, welehe: noch nicht in diesem

§ 190

§ 191

Du: ich“ und‘ in: :; 17‘i

§ 192

Licht betrachtet werden ut. Wir erkennen, daß die! Destrulrtlannrieb regelmäßig zu Zwecken der Alt3 fuhrindeuDienstdesfiroagsttlitifl.flllflßmdißdfif epilepnisohe Anfall Produkt und Anuinhen n'ner Triebth mischung ist, und lernm verweilen. daß unter den Erfblgm mancher tel-vera Neurosm. zum Beispiel der vaig# neuronen, die Tritbmnnisolruug und des Hervorrreteiz des Todertriebeu eine besondere Würdigung verdient. 1n rascher Verzl.lgerneinernng möchten irir vermuten, dzß dns Wmn einer llhidoregreseion, znnr Beie'piel ven der genialen zur sedim'soh-enalen Phase, auf einer Triehentmischung het-udn, wie umgekehrt der Fortschritt van der früheren nur defini— tiven Genitelphese einen Zumhufl von ermisehen Kninpoi nenten z1ir’Bedingung hat. 21 erhebt fiel: auch die Frage; ob nicht die reguläre Ambivnle"nz, die wir in der} stitutionellen Anhge zur Neuen: ‘m oft vmti‘rkt linden, als Ergebnis einer Entn1ischung eufgeiäßt werden darf; eliei.n diese ist to nrepriinglich, deß‘ ne vielmehr eh nicht voll— zogene Triehmuchung gelterl muß.

§ 193

Unser Inteer wird uch mtiüli& den Fragen zuweriden, ob sich nicht aufwlriußNicl! Beziehungen Hisohen den an— genommenen Bild.lmgm de! ichs, Mich! und den» & einerseits, dm heulen 'riiäu'r‘m ‘ ferner, ob wir dem die ' Lusq>rinzip eine ferne Stellun€ dä héiniefi Triehni'tcli'uirii° den seelischen Diierenzi'erungcü zuweisen können. Ehe mr aber In diese Diskussion eintietéö, liehfifi wii- einen 21‘veifel’ zu erledigen, der sich gegen die Ptbblcmlnellnrig sélß!ttiblmrt. Am Lusrprinzip ist zwar kein Zunft], die Gliederhng Aieli Iohs ruht auf klinischer Rechtfertigung; litt Eli! scheidung der beiden Trieberten 1cheint nicht genug ge und möglicherweue heben Tenacth tler klinitchen’ ihren Anspruch auf.

§ 194

„.

§ 195

§ 196

;71 Der In): und in El

§ 197

Eine eolehe Tatsache :cheint er zu geben. Für den Gegensatz der beiden Trieharten dürfen wir die Polarität von Liebe und Hal! einsetzen. Um eine Reprirenzanz des Era: sind wir ja nicht verlegen. dagegen sehr zufrieden, deß wir für den rchwer zu fareenden Todertrieh im Denruktionsrrieh, dem der Haß den Weg z-gt, einen Vertreter aufzeigen können. Nun lehrt um die klinische Beobachtung, daß der Haß nicht nur der unerwartet regelmfige Begleiter der liebe 'm (Ambivalenz), nicht nur häufig ihr Vorläufer in menschlichen Bev ziehungen, sondern auch. daß Heß sich unter mancherlei Verhälmimcn in Liebe und Liebe in Haß verwandelt. Wenn diese Verwandlung mehr ist als bloß zeitliche Sukzcssion, also Ablösung. dann in: oflenhar einer so grundlegenden Unterscheidung wie zwischen erotischen und Todesuiehen, die entgegengeeetzt laufende yhyriologisehe Vorgänge vorausserze, der Boden entzogen.

§ 198

Nun der Fall, daß man diuelbe Person zuerst liebt und dann halle, oder umgekehrt, wenn sie einem die Anßsse dazu gegeben hat, gehört oflenbar nicht zu unserem Problem. Auch nicht der andere, daß eine noch nicht maniferte Ver liebtheie sich zuerst durch Feindeeligkeit und Aggression;neigung äußert. denn die destrukn've Komponente könnte da bei der 0hjekrhemzung vorangeth sein, hi: die erotische sich zu ihr gesellt. Aber wir kennen mehrere Fälle au: der Psychologie der Neurosen, in denen die Annahme einer Verwandlung näher liegt. Bei der Paranoia permmria erwehrt sich der Kranke einer iherstarken homosexuellen Bindung an eine bestimmte Person auf eine gewise Weise, und das Ergebnis ist. daß diese geliebteite Person zum Verfolger wird. gegen den sich die oft gefährliche Aggression dä

§ 199

Kranken richtet. Wir haben das Recht. einzuschalten, daß eine Phaee vorher die Liebe in Haß umgewandelt hatte. Bei der Enemehung der Homosexualität, aber auch der de»

§ 200

§ 201

Du Ich und du E: 373

§ 202

sexualisierten meiden Gefühle. lehrte uns die analytische Untersuchung erst neuerdings die Existenz von heftigen. zu Aggrearionsneigung führenden Gefühlen der Rivslit!t kennen. nach deren Überwindung erst das friiher gehaßte Objekt zum geliebten oder zum Gegenstand einer Identifizierung wird. Die Frage erhebt sich, ob für diese Pille eine direkte Umsetzung von Haß in Liebe anzunehmen ist. Hier handelt es sich ja um rein innerliche Änderungen, an denen ein geänderten Benehmen des Objekts keinen Anteil hat.

§ 203

Die analytische Untersuchung des Vorganges bei der paranoischen Umwandlung macht um aher mit der Möglichkeit eines anderen Mechanismus vertraut. Es ist von An« fang an eine ambivalente Einstellung vorhanden und die Verwandlung geschieht durch eine reaktive Besetzuugsverschiebung, indem der erotischen Regung Energie entzogen und der feindseligen Energie zugeführt wird.

§ 204

Nicht das niimliche, aber ähnliches geschieht bei der Überwindung der feindseligen Rivalität. die zur Homosexualität führt. Die feindselige Einstellung hat keine Aussicht auf Befriedigung, daher — aus ökonomischen Motiven also — wird sie von der Liebeseinstellung abgelöst, welche mehr Aussicht auf Befriedigun& das ist Ahfuhrmöglichkeit, bietet. Somit brauchen wir für keinen dieser Fall: eine direkte VetWandlung von Haß in Liebe. die mit der qualitativen Verschiedenheit der beiden Triebareen unverträglich wäre, anzunehmen.

§ 205

Wir bemerken aber. daß wir bei der Inansprudiml'u'ne dieses anderen Mechanismus der Umwandlung von Liebe in Haß stillschweigend eine andere Annahme gemacht haben, die laut zu werden verdient. Wir haben so getehaltet, als gäbe es im Seelenleben — untntschieden, ob im Ich oder im Es — eine verschieme Energie, die, in sich indißerent, zu einer qualitativ differenzierten erotitchen oder destruktiven

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574 Du lvl; Mg„z;

§ 208

Mann; hinzuuezen und deren Gemndmeaung erhöhen kann Ohne die Annizhme einer eoleben vmchiebberen Energie kommen wir überhaupt nicht ein. E: fragt sich nur, woher sie nenn-nr. wem lie,zugehörz und war sie bedeutet. Das Prablnmder Qualität der Triebregungen und deren Erhaltung bei den venéiedmen Triebsehinkselen in noch sehr dunkel und delieil_ kann jnAngrifl gmommen. An den se_xucllcn Puüalnriebei1, die der Beobachtung besonders gut zugänglich rind, kann man einige Vorgänge, die” in denselben Rnhmen gehörm, {erstellen, zum Beirpiel, daß die Partiziuiebe gewinermaßen miteinander kommunizieren, daß ein Trieb aus ein“ besonderen etogenen Quelle seine Intensität zur Vemärkung eine! Pertiehriebes aus anderer Quelle abgeben km, an; an Befriedigung des einen Triebe: einem anderen die Befriedigung einem und dergleichen mehr, was einem Mut machen muß, Annahmen gewisser Art zu wagen. Ich habe auch in der vorliegenden Diskuesion nur eine Annnnn'u, nicht einen Beweis zu ‘bienen. Es mann plausibel, daß diese wohl im Ich und im Es ta"rige, v'erschieb— |nne und indifl'erente Energie dem‘nmißünchen Libidovorrat enmarnmt, nlm devexualisierter Eros ist. Die erotischen Triebe erscheinen uns ja überhaupt planischer, ablenkharet und verschiebberer als die Destruktionstriebe. Dann kann men ohne Zwang fcruetzen, daß diese venchiebbare Libido im Dienst des Lustprinzips arbeitet. um Sitzungen zu vermeiden und Abfuhreu zu erleichtern. Dabei ist eine gewisse Gleiclygiiltigkeig, auf welchem Wege die Abfuhr geschieht, wenn sie nur überhaupt guclfi:ht. unverkennbar. Wir kennen am Zug „in eharekteristisch fiir die Besetzungsvorgingeim Es. Er findet sich bei den erotischen Besetzungen. wobei eine besondere Gleichgültigkeit in bezug auf des Objekt entwickelt wird, ganz besonders bei den Übertragungen in der Analyse, die vollzogen werden mii5ien. gleich

§ 209

§ 210

Du; Ich und der E: 37!

§ 211

gültig auf welche Personen. Rank hat kürzlich eehöne Beispiele dafür gebracht, daß neurotisehe chheaku'onen gegen die unrichtigen Personen gerichtet werden. Man muß bei diesem Verhalten des Unbewußten an die komisch verwertet: Anekdote denken, daß einer der drei Dorfs:hheider gehängt werden soll, weil der einzige Dorfschrnied ein todwürdiges Verbrechen begangen llzl. Strafe muß eben sein, auch wenn sie nicht den Sehnldigen eriflt. Die n'a'mliche Lockerheit haben wir zuerst an den Verschiebungen des Primärvorganges in der Triumrbeit bemerkt. Wie hier die Objekte, so wären es in dem uns beschiftigendcn Falle die Wege der Abluhraktion, die erst in zweiter Linie in Betracht kommen. Dem Ich würde es "ähnlich sehen, auf größerer Exaktheit in der Auswahl des Objekts, wie des Weges der Abfuhr zu bestehen.

§ 212

Wenn diene Vetschiebnngsencrgie desexnalisierte Libido ist, so darf sie auch s u b li m i e r t heißen, denn sie würde noch immer an der Hauptabsicht der Eros, zu vereinigen und zu binden, festhalten, indem sie zur Herstellung jener Einheitlichkeit dient, durch die — oder durch das Streben nach welcher — das Ich sich auszeichnet. Schließen wir die Denkvorgänge im weiteren Sinne unter diese Verschiebungen ein, so wird eben auch die Denkarb=it durch Sublimierung erotischer Triebkraft bestritten.

§ 213

Hier stehen wir wieder vor der früher berührten Möglich. keit, daß die Sublirnierung regelmäßig durch die Vermittlung des Ichs vor sich geht. Wir erinan den anderen Fall, daß dies Ich die ersten und gewiß auch spätere Objektbcsetzungen des Es dadurch erledigt, daß es deren Libido ins Ich aufnimmt und an dir: durch Identifizierung hergestellfle Ichverinderung bindet. Mit dieser Umsetzung in Iehlibido ist natürlich ein Aufgeben der Sexualziele, eine Desexualisierung, verbunden. Jedenfalls erhalten wir so Einsicht in eine wichtige Leismng

§ 214

§ 215

375 Du fell und der £:

§ 216

dulcluinseinemVerhältniszuu-nßroe.lndemetrichin wieher Wein der I.ibidn der Objelubeseuungen heminhtigt, sich zum alleinigen Liebemhjekt aufwirft. die Libide del Es desexualisiert nder sublimiert, arbeieez es den Absiehnen des Ems entgegen, reelle sich in den Dienst der gegnes-‘nehen Triehregungen. Einen anderen Anteil der Ei-Objeksbeleflungm muß es sich gefallen lust-ll. mungen mitmachen. Auf eine andere mögliche Folge dieser Ichtätigkeiv: werden wir rpi‘ter zu sprechen kommen.

§ 217

An der Lehre vom Nanißmus wäre nun eine wichtige Ausgesfiltung vorzunehmen. Zu Urznfang ist Alle Libido im Es angehäuft, während das Ich noch in der Bildung begriflen oder schwächlich ist. Das Es sender einen Teil dieser Libido auf erotische Objekthesetzungen uns, vornuf das ersrarkre Ich sich dieser Objektlibido zu hem'a'chtigen und sich dem Es als Liebesobjekt aufzudringen sucht. Der Narzißmus des ich: ist so ein sekundären den Objekten entzogener.

§ 218

Immer wieder machen wir die Erfahrung, daß die Trieb regungen, die wir verfolgen können, sich als Abkörnmlinge des Eros enthüllen. Wären nicht die im „Jenseits dee Lust— prinzips" angestellten Erwägungen und endlich die sadistischen Beiträge zum bus, so hätten wir es schwer, an der dualistischen Grundanscluuung festzuhalten. Da wir aber dazu genötigt sind1 miissen wir den Eindruck gewinnen, daß die Todestriehe im wesentlichen stumm sind und der Lärm des Lebens meist vom Eros ausgeht",

§ 219

Und vom Kampf gegen den Ercsl Ei in die Anschauung nicht abzuwei1en. daß da.! Lustprinzip dem Es als ein Kompaß im Kampf gegen die Libido dient, die Störungen in den lehemablauf einführt. Wenn des Konstanz-Prinzip im Sinne

§ 220

|!) Nach unsern Auflistung sind ja die nach euß- gerichteten Destruktimscriebe durch Vermittlung des Em vom eigenen Selbst nhgulenh wordm.

§ 221

§ 222

Du Ieh M da Ex 377

§ 223

Peebners der Leben beherrscht, welehee ehe denn du Gleiten in den Tod sein sollte, ra rind ee die Anrpriidze des Eroe, der Suueltrieb:, weiche elf Triebbedilrfnisse dat Herabsinken des Niveaus aufhalten und neue Spannungen einführen. Da; Es erwehrt lich ihrer. vom Lustprinzip, da.! heißt der Unluatwehmehmung geleitet. auf vembiedenen Wegen. Zunächtt durch mögliehrt beschleunigte Nachgiebigkeit gegen die Forderungen der nicht dnexuzlisierten Libido. also durch Ringen nach Befriedigung der direkt sexuellen Strehungen. In wm't nutgiebigerer Weise, indn‘n essicb bei einer dieser Befriedigungen, in der alle Trilznupriinhe zunmmentreffen, der :exuellen Substanzen endedigt, welche sozusagen gesättigte Träger der erotischen Spannungen sind. Die Ab— stoßung der Sexualstolfe im Sexuahkt enupricbt gewissermaßen der Trennung von Soma und Keimplasmn. Delm- die Ähnlichkeit des Zustandes nach der vollen Sexualbefriedigung mit dem Sterben, bei niederen Tieren der Zusammenfühdes Todes mit dem Zeugungsakt. Diele Wesen sterben in der Fortpflanzung, insoferne nach der Ausarbeitung des Eros durch die Befriedigung der Todestrieb freie Hand be— kommt, seine Absichten durchzusetzen Endlich erleichtert, wie wir gehört haben, des ich dem Es die Bewältigungarbeit, indem er Anteile der Libido für sich und seine Zwecke sublimiert.

§ 224

V Die Abhängigkeiten der Hu

§ 225

Die Verschlungenheit des Swfiee mag entschuldigen, dnß sich keine der Überschriften gen: mit dem Inhalt der Kapitel deckt, und daß wir immer wieder auf bereits

§ 226

§ 227

Du Ieh M da Ex 377

§ 228

Peebners der Leben beherrscht, welehee ehe denn du Gleiten in den Tod sein sollte, ra rind ee die Anrpriidze des Eroe, der Suueltrieb:, weiche elf Triebbedilrfnisse dat Herabsinken des Niveaus aufhalten und neue Spannungen einführen. Da; Es erwehrt lich ihrer. vom Lustprinzip, da.! heißt der Unluatwehmehmung geleitet. auf vembiedenen Wegen. Zunächtt durch mögliehrt beschleunigte Nachgiebigkeit gegen die Forderungen der nicht dnexuzlisierten Libido. also durch Ringen nach Befriedigung der direkt sexuellen Strehungen. In wm't nutgiebigerer Weise, indn‘n essicb bei einer dieser Befriedigungen, in der alle Trilznupriinhe zunmmentreffen, der :exuellen Substanzen endedigt, welche sozusagen gesättigte Träger der erotischen Spannungen sind. Die Ab— stoßung der Sexualstolfe im Sexuahkt enupricbt gewissermaßen der Trennung von Soma und Keimplasmn. Delm- die Ähnlichkeit des Zustandes nach der vollen Sexualbefriedigung mit dem Sterben, bei niederen Tieren der Zusammenfühdes Todes mit dem Zeugungsakt. Diele Wesen sterben in der Fortpflanzung, insoferne nach der Ausarbeitung des Eros durch die Befriedigung der Todestrieb freie Hand be— kommt, seine Absichten durchzusetzen Endlich erleichtert, wie wir gehört haben, des ich dem Es die Bewältigungarbeit, indem er Anteile der Libido für sich und seine Zwecke sublimiert.

§ 229

V Die Abhängigkeiten der Hu

§ 230

Die Verschlungenheit des Swfiee mag entschuldigen, dnß sich keine der Überschriften gen: mit dem Inhalt der Kapitel deckt, und daß wir immer wieder auf bereits

§ 231

§ 232

'vln 4i„gi!ä;km. sich dem Ich mim Esint dan Denkmal

§ 233

Bblh'p!15€ltgfidlt Abhingnghninienlduuodsctzt Hermh£naindn überdatufuldn fon. W1zdu Kmd

§ 234

wwd;mlmnxcmd„seiqmfilarnzugcbgrchm„ unmin:fz sich da Ich dmhmgpnth Impmfiv Seine: Uber-Ich. .

§ 235

Die Abkunft m den mn_eu Obpkcbuetzungen Ja Es. alapvomüdipuskonnnplax.bgdznuetzberfiirduübeblch

§ 236

Eiflmd»:nndit ß,z;gz fiunkamgünn frühen: Inhhildnngen, dienheN‘wder-dülgo'mlixlninwdumhsben. Somixnelu du?hgfldndmßsdauetndnabzundklnndnnnlch

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§ 238

Du; Ich und das El 379

§ 239

gegenüber dessen Vertretung fiihren. E! raucht tief ins E! ein, ist dafür entfemter vom Bewußtsein als das Ich".

§ 240

Diele Beziehungen würdigen wir am besten, wenn wir uns gewissen klinischen Tatsachen zuwenden, die lingn keine Neuheit sind, aber ihrer theoreti.lchen Verarbeitung noch warten.

§ 241

Es gib! Personen, die sich in der analytischen Arbeit ganz snnderbar benehmen. Wenn man ihnen Hofl'nung gibt und ihnen Zufriedenheit mit dem Stand det Behandlung zeigt, scheinen sie unbefriedigt und versehlechttrn regelmäßig ihr Befinden. Man hält das anfing; für Trotz und Bemühen, dem Arzr ihre Überlegenheit zn bezeugen. Später hemmt man zu einer tieferen und gerechteren Anfiassung, Man über— zeugt sich nicht nur, daß diese Personen kein Lob und keine Anerkennung vertragen, sondern. daß sie auf die Furtscbrine der Kur in vetkehrter Weise reagieren Jede Partiallösung, die eine Besserung oder uirweiliges Aussetzen der Symptome zur Folge haben sollte und bei anderen auch hat, ruft bei ihnen eine momentzne Verstärkung ihres Leidens hervor, sie verschlimmern sich während der Behandlung, anstatt sich zu bessern. Sie zeigen die sogenannte negative therapeurische Reaktion.

§ 242

Kein Zweifel, daß sich bei ihnen etwas dcr Genesung widersezzt, daß deren Annäherung wie eine Gefahr gefürchm wird. Man sagt, bei diesen Permnen hu nicht der Genesung!wille, sondern das Krankheitlbediirfnix die Oberhand. Analysierr man diesen Widerstand in gewohnter Weise, nicht die Trotzeinstellung gegen den Arzt. die Fixierung an die Formen des Krankheitsgewinnes von ihm ab, so bleibt doch das meiste noch bestehen und die: erweist sich als das

§ 243

19) Man kenn sagen: Auch das psychnlnfllylirche oder men

§ 244

psychologische Ich steht auf dem Kup} wie die anatomische. das Gehimminnchen.

§ 245

§ 246

;lv Dalviu„1mz,

§ 247

flirt“: Hindernis der Wiederh£nwliung, lä.rker als die uns herein bekenneen der narzißliiehen Unzuginglichkein. der nm:iven Einmllnng gegen den Am und der Haftenr am

§ 248

Mm kommt endlich zur Einsicht, daß es sich um einen mungen .,moralisehen" Faktor handelt, um ein Schuldgefilhl. welches im Krankheit: reine Befriedigung findet und auf die Strafe der leiden: nicht vernichten will An dieser wmig nönlizhen Aufklärung darf man endgültig fenbalnen. Aber die: Sehnldgefiilel ist fiir den Kranken mm, €! sagt ihm nicht. daß er ichuldig in, er fühle lich nicht ecliuldig, nndern krank. Die: Schuldgefülul äußert sich nur als schwer reduzierbarer Widcrmnd gegen die Herstellung. Es ist auch bmnders schwierig, den Kranken von dierem Motiv seines Krankbleibens zu überzeugen, er wird sich an die n'a'her liegende Erklärung halten, dal! die analytische Kur nicht du richtig: Mittel ist, ilun zu helfen“.

§ 249

zo) Der Kampf gegen das Hinderuix der unbewnfl$en Schuld— 5eiiihh wird dem Andyciker nicht leicht gemacht. Man kann direkt niehu dagegen um. indireki nicht: anderes. al: daß man langsam reine nubewuße verdringten Begründungm zufdeckr, wobei el lich lllmihlicle in bevuiltes Schuldgefiilel verwandelt. Eine buondere Chance der Beeinflumlng gewinnt man. wenn die: uhr: Schuldgefil'il ein entlehnles in, da.! heißt du Ergebnii der Identifizierung mit einer “dam Pemn, die eimnnl Obiekr eine emtireine-n Beam-n; war. Eine reiche Übernahme du Schuldgefiilzls ist oft der einzige, iehwer kenntlich; Rest der aufgegebenen Liebeebezieliung. Die Ähnlichkeit mit dem Vorgang bei Melaneholie ist dabei nnverkennbnr. Kann man diue einstige Objekriaeretzung hinwr dem ßbw Sehuldgefiiiil aufdeeken, so in die !berapeun'xclie Auf;abe of: glänzend gelöst. mm in der Augen; der ehmpeurirdzen Bemüth keinerwegs gesichert. Er hing: in erster Linie von der Intentth des Sei-mldgefiiiilr ab, welcher die Therapie oft keine Gegenkrafe vun gleichn- Größenordnung entgegennellen hun. Vielleicht auch davon, ob die Permn der Andyu'ker: « zuläß!, daß sie vom Kraan In die Stelle leinu lebiduls gesetz! werde, womit die Vermhuug ver—

§ 250

§ 251

Dnr It!: ..„a J.; a. ,a.

§ 252

Wu hier beschrieben wurde, entspricht den extrenmen Vorkmmnnissen, dürfte eber in geringem Aurmnß für sehr viele, vielleicht für alle schwereren Fälle von Neurone in Betrecht kommen. Je. nach mehr, vielleicht ist u gerade dieser Faktor, dus Verhalten der lehidul.l, der die Schwere einer neurotixchen Erkrankung maßgebend be$fimml- Wir wollen darum einigen weitem: Bemerkungen über die Äußerung dee Schuldgefilhh unter verschiedenen Bedingungen nicht aus dem Wege sehen.

§ 253

Der normale, bewußt: Schuldgefilhl (Gewinnen) bietet der Deutung keine Schwierigkeiten. =: beruht uf der Spannung zwischen dem Ich und dem Iehidnal. ist der Ausdruck einer Verurteilung den Ich: durch teinc kritische huhu. Die be.lrannten Minderwenigkeiugefiihle der Neurm:ihr dürften nicht weit davon abliegen. In zwei um wohlvcrereuten Afiektionen ist du Schuldsefiihl iiberm.rk bewußt; das Ichideal zeigt dann eine bmnd.ere Strenge und wine: gegen du Ich oft in grausamer Weiß. Neben dieser Übereinstimmung ergeben sich bei den beiden Zuständen, Zwangsnenron und Melancholie, Venchiedenheiten im Verhulten du Inhideilt, die nicht minder bedeueungsvoll rind.

§ 254

Bei der Zwangsneumle (gewinen Formen denelhen) ist da.! Schuldgefühl überlaue, kann sich aber vor dem ich nicht rechtfertigen. Das Ich des Kranken sträubt sich daher gegen die Zumutung, nhnldig zu m'n. und verlangt vom Arzt, in seiner Ablehnung dieser Sehuldsefiihle besärkt zu werden.

§ 255

blinden ist, gegen der Kranken an nur den Propheten. Seelen< letters, Heilands zu lpielen. Da die Regeln du Analyse einer solchen Verwendung der ärztlichen Persönlichkeir mesehieden widerstreben, nr ehrlich anzugeben, daß hier eine neue Schrenke (ll: un Wirkung der Analyee gegeben in. die ja die kruukbnften Reeku'onen nicht unmöglich flachen, Sondern dem leh den Knnkm an Freiheit :chnifen toll. n'eh in oder enden zu enrscheiden.

§ 256

§ 257

_;_De’

§ 258

s:vutrninräfli, Mwlmübw. ie— é- -Hiebe erfolglos. M: Auiiy‘än mi; %MMW durch Vorgänge mw m nänj!fl'luüeiväidünin g:bfi.i:n sind. 149va Min wm im auffinden, “WWW ein:—1:1: im hier ma: ‘ ‘ ‘ "an Sein

§ 259

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§ 260

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§ 261

VWMMM b:i_ n.... beiden WW

§ 262

MM siscdfietienehbtau mean. Da: hywetisck: Ich With dltpflifllckä'-Wlhflifhmung. die ihm von Seigui alex-W Uber—lül dmhr,' in derselben Weise, , unmß#ichm Objchbemzung zu embx_°en pflegt, durch einen Akt: der Verdrängung Es liegt .::: ig, m.; wenn 'a:; ,s':_gäiaéfnii nn_b:wußc bleibt. Wir m daßsomdnl’ßi &;Vridntguiugewim Dienst und Anfuegmnecüberldncvomnnmuhnrntmeull wo el nich Herselbgi WiSe gegen Einen gsnengm Herrn haben; Bei derme überwiegen hehnnrlich die Pbinomene a:: Renktiombildumg. in:: gelingt dem Ich nur

§ 263

§ 264

üu ww‘wn ;ii

§ 265

dxePernhtlmgäenllßfllhlufwdfinchdu3clidä» gefühl beziehe. Minimwei!fgdienunddiéVoxäldflflflnämgmdiß eingrnßa$tiickda$chnldgéiiklsnnrmnlerweueunbcwußl s:inmüne,üéldibßnßkthnngdßGewislßnninlligafidkn Udipmknniplax geknüpft in“, welcher dem Unbewußted nng=hön,W“urde )‘eehcné-de‘u pmdmn Sm vertreten wollen, daßdummnhllähémhnm‘vnelumnorzlischcrut, als er glaubt, Mwww„ü.fim=.a= vuß, so kamen chhnnnäfingeggä’lefinündiöerneI-Iilfu der Behauptung mhx, ufc1‘t WB && Hilft! heim

§ 266

einzuwenden”.

§ 267

Es war ein: ÜMdmug zfl ' w dimu „bu, Schuldgéiih‘lz de.. mm m W&Bmgaai machen kann. Aber er MäieMz im Es Mu =;eh‘ Bei vielen, besonders figemdfichgnLValflhchem; ein m'zdzüäi Schuldgefüh! nnchwei!en, weichan der Tat bestand, den nicht einen Folge. ”indem dhcn"Mbtiv 'ne, nl: ob u 115 Erleichbemng :mpfnnüin' wird:, ‘din' flulkwußm Schuldg=fühl an mus Rule- und Aktqnfl5 knüpfen 10 können.

§ 268

In all diesen nimm erwe'si‘ chi Uber-Ich ,eine Unabhängigkeit v_orm lp=v_uß_m Ich u'n'c! wir! innigm Be— ziehungen zum unbewan El. „hebt ,ich mit Rücksicht auf di: 3

§ 269

Ich, wenn & ubw ist, nicht oder aus was sonst es beach. 1_)ie beschndenn Inu:wurt wird lauten, daß das Ubef- Ich auch sähe Herkunft au; Géhögreifi' unmöglich verleugncn kann. c.! in in ein Teil délkß$ und

§ 270

“) Dieser Sm m nur mhninbzr em MUM!“ :: ‘W einfach.dzßxiieNamxduMenschenfinläntcn wicimßbnenwgit über du hinnusgebt, wi: :: von sich gllußl, du heißt ws! s€inn Ich durch Bewußtsei.nmahmehmnng bekannt in.

§ 271

§ 272

334 Du ich und da: E;

§ 273

bleibt von diesen Womontellungen (Begriffen, Abnrektionen) her dem Bewußßem zugänglich, aber die Besetzungsenergie wird diesen Inhalten den Über Ich! nicht von der Hörwahrnehmung, dem Unterricht, der Lektüre, sondern von den Quellen im El zugeführt. »

§ 274

Die Frage, deren Bennng wir zurückgqult hatten, lautet: wie geht e zu, deß du Ober-ld; ich wesentlich als 5dwldg=ffihl (heuer: 113 Kritik; Schuldgefiihl in die die9er Kritik enuprechenrle Wahrnehmung im Ich) äußert und dabei eine no lußemtdentliche Härte und Strenge gegen das Ich entfaltet. Wenden wir uns zunichte zur Melancholie, so finden wir, daß das überna.rke Uber-Ich. welchec das Bewußtsein in sich gerisen hat, gegen das Ich mit schonungsloser Heftlgkeit wütet, als oh e: sich des ganzen im Individuum verfügbaren Sadisxnns bemächtigt hätte. Nach unserer Außassung des Sedismur würden wir sagen, die destmhive Komponente habe aieh im Uber—Ich abgelagert und gegen das Ich gewendet. Wa: nun im leblcll herrscht, in wie eine Reinkulru: del Todestriehel, und wirklich gelingt es dieeem oft genug, das Id: in den Tod zu treiben, wenn du Ich :ich nicht vorher durch den Umhlag in Malie mine! Tyrannen erwehrt.

§ 275

Ähnlich peinlich und quälerisl‘h sind die Gewissensvorwär-ie bei bestimmten Formen der Zwangmeurose. aber die Situation ist hier weniger durchsichtig. Es ist im Gegensatz zur Melancholie bemerkenswert, dal! der Zwangskranke eigentlich niemals den Schritt der Selbsteötung macht, er ist wie immun gegen die Selbstmordgefahr, weit besser dagegen geschützt als der Hysteriker. Wir verstehen, e! in die Erhal— tung den Objekts, die die Sicherheit de! Ich: verbürgt. Bei der Zwangsneurose ist es durch eine Regreuion zur prägeni— nalen Organintion möglich geworden, daß die Liebesimpulse nich in Aggressinnslmpulse gegen das Objekt umsetzen.

§ 276

§ 277

Das Ich und das E: ]"

§ 278

Wiederum ist der Destrukionshetrieh frei geworden und will das Objekt vernichten, oder es hat wenigstens den Anschein, als bestünde solche Absicht. Das Ich hat diese Tendenzen nicht aufgenommen, ei str'äubt sich gegen sie mit Reaktionsbildungen und Vorsichtsmaßregeln; sie verbleiben im Fn Das Über-Ich aber benimmt sich, als wäre das Ich für sie verantwortlich und zeigt uns gleichzeitig durch den Ernst, rnit dem es diese Vernichtungsahsichten verfolgt, daß ee sich nicht um einen durch die Regresion hervorgerufenen Anschein, ;ondern um wirklichen 11th von Liebe durch Haß handelt, Nach beiden Seiten hilflos, wehrt sich das Ich ver—gehlich gegen die Zumutungen des mörderischen Es wie gegen die Vorwürfe des strafenden Gewissens. FA gelingt ihm, gerade die gröbsten Aktionen beider zu hemmen. das Ergebnis ist zunächst eine endlose Sdhstqual und in der weiteren Entwicklung eine systematische Quälerei des Objekts, wo dies zugänglich ist.

§ 279

Die gefährlichen Todätriebe werden im Individuum auf verschiedene Weise behandelt, teils durch Mischung mit erotischen Komponenten unschädlich gemacht. teils als Aggression nach außen abgelenkt, zum großen Teil setzen sie gewiß unbehindert ihre innere Arbeit fort. Wie kommt es nun, daß hei der Melancholie das Uber-Ich zu einer Art Sammelstätte der Todestriehe werden kenn?

§ 280

Vom Standpunkt der Triebeinschränkung, der Moralität, kann man sagen: Dee Es ist gern moralisch, das Ich ist bemüht. moralisch zu sein, das Uber-Ich kann hypermoralisch und dann so grausam werden wie nur das Es, Es ist merkwürdig, daß der Mensch, je mehr er seine Aggression nach außen einschränkt, desto strenger. also aggressive: in reinem Ichideal wird. Der gewöhnlichen Betrachtung erscheint dies umgekehrt, sie sieht in der Forderung des Ichideals das Motiv für die Unterdrückung der Aggression. Die Tatsache

§ 281

Freud, Theoretilehl Schriften ni

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,es Da [eb und da: Es

§ 284

bleibt aber, wie wir ri: ausgesprochen haben: Je mehr ein Menuh ,wine Aggression meisten, denn mehr steigert sich die Aggreuiomneigung seine: Idee]: gegen sein Ich. Es ist wie eine Verschiebung, eine Wendung gegen das eigene Ich. Schon die gemeine, normale Moral hat den Charakter des hart Eimehrinkenden, grausam Verbinenden. Daher stzmmt ja die Konzeption dee unerbittlich strafenden höheren Wenn.

§ 285

Ich kann nun diese Verhältnisse nicht weiter erläutern, ohne eine neue Annahme einzuführen. Das Uherlch ist ja durch eine Identifizierung mit dem Vatervorhild entstanden. Jede no1che Identifizierung hat den Charakter einer Desexuzlieierung oder selbst Snblimierung. Es scheint nun, daß bei einer solchen Umsetzung auch eine Triehentmischung stattfindet. Die erotische Komponente hat nach der Suhlimierung nicht mehr die Kraft. die ganze hinzugesetzte Destrukrinn zu binden, und diese wird als Aggressions- und Denrnktionsneigung frei. Aus dieser Fatminchung wiirde das Ideal iiberhaupt den harten, graununen Zug del gebieterischen Sollen: beziehen.

§ 286

Noch ein kurzes Verweilen bei der Zwmgsneurose. Hier liegen die Verhältnisse andere. Die Entmischuug der Liebe zur Aggreuion in nicht durch eine Leistung des lchs zustande gekommen, uondern die Folge einer Regression, die sich im Es vollzogen hat. Aber dieser Vorgang hat vom Es auf das Uber-Ich übergegriflen. welches nun seine Strenge gegen das unschuldige Ich verschärft. In beiden Fällen würde aber das Ich, welches die Libido durch Identifizierung bewältigt hat, dafiir die Strafe durch die der Libido beigemengte Aggression vom Uber-Ich her erleiden.

§ 287

Unsere Vorstellungen vom Ich beginnen sich zu klären, seine verschiedenen Beziehungen an Deutlichkeit zu gewinnen. Wir sehen das Ich jetzt in seiner Stärke und in seinen

§ 288

§ 289

Das Ich und drr Er 387

§ 290

Schwächen. Es ist mit wichtigen Funktionen betraut, kraft seiner Beziehung zum Wahrnehmungssystem stellt es die zeitliche Anordnung der seelischen Vorgänge her und unterzieht dieselben der Realitätspriifung. Durch die Einschaltung der Denkvorgänge erzielt es einen Aufschub der motorischen Entladungen und beherrscht die Zugänge zur Motilität. Letztere Herrschaft ist allerdings mehr formal als faktisch, das Ich hat in der Beziehung zur Handlung etwa die Stellung eines konstitutionellen Monarchen, ohne dessen Sanktion nichts Gesetz werden kann, der es sich aber sehr überlegt, ehe er gegen einen Vorschlag des Parlaments sein Veto einlegt. Das Ich bereichert sich bei allen Lebenserfahrungen von außen; das Es aber ist seine andere Außenwelt, die es sich zu unterwer'fcn strebt. Es entzieht dem Es Libido, bildet die Objektbesetzungen des Es zu Ichgestaltungen um. Mit Hilfe des Über-Ichs schöpft es in einer für uns noch dunklen Weise aus den im Es angeh‘a'uften Erfahrungen der Vorzeit.

§ 291

Es gibt zwei Wege, auf denen der Inhalt des Es ins Ich eindringen kann. Der eine ist der direkte, der andere führt über das Ichideal, und es mag für manche seelische Tätigkeiten enucheidend sein, auf welchem der beiden Wege sie erfolgen. Das Ich entwickelt sich von der Triebwal'irnrhrnung zur Triehheherrschung, vom Triebgehnrszm zur Triehhernrnung. An dieser Leistung hat das ichidenl, das ja zum Teil eine Reaktionsbildung gegen die Triebvorgänge des Es ist, seinen starken Anteil. Die Psychoanalyse ist ein Werkzeug, welches dem Ich die fortschreitende Eroberung des Es ermöglichen soll.

§ 292

Aber anderseits sehen wir dasselbe Ich als armen Ding. welches unter dreierlei Dienstharkciten steht und demzufolge unter den Drohungen von dreierlei Gefahren leidet, von der Außenwelt her, von der Libido des Es und von der Strenge des Uber-Ichs. Dreierlei Arten von Angst entsprechen

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„3.

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382 D.; le]; und da: Es

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diesen drei Gefahren, denn Angst iet der Ausdruck eines Rückzuges vor der Gefahr. Als Grenzwesen will das Ich zwischen der Welt und dem 134 vermitteln, das Es der Welt gefiigig machen und die Welt mittels seiner Mu:kelzktionen dem F.;—Wunsch gerecht machen. Es benimmt sich eigentlich wie der Arzt in einer analme Kur, indem es sich selbst mit seiner Rücksichtnahme auf die reale Welt dem Es als Libidoobjekt empfiehlt und dessen Libido auf sich lenken will. Es int nicht nur der Helfer des B, auch sein unterwürfiger Knecht, der um die Liebe seines Herrn wirbt. Es euch:, wo möglich. im Einvernehmen mit dem E: zu bleiben, übeniebt denen ubw Gebote mit seinen view Rationalisierungen, spiegelt den Gehorsam dei Es gegen die Mahnungen der Rulieit vor, auch wo das Es mrr und unnacbgiebig geblieben in, vertuscht die Konflikte da Es mit der Realität und wo möglich auch die mit dem Uber-Ich. In seiner Mittelrtellung zwischen Er und Realität unterliegt es nur zu oft der Vermehung, liebedienerincb, oppommistisch und lügnen'scb zu werden, etwa wie ein Staatm1ann, du- bei guter Einsicht sich doch in der Gunst der öflmtliehen Meinung behaupten will.

§ 297

Zwischen beiden Triebarten hält es sich nicht unparteiisch. Durch seine Idenu'fizierungß— und Sublimierungsarbeit leistet es den Tadem'iebcn im Es Beistand zur Bewältigung der Libido, gerät aber dabei in Gefahr, zum Objekt der Todestriebe zu werden und selbst umzultnmrnen. Es hat sich zu Zwecken der Hilfeleistung selbst mit Libido erfüllen müssen, wird dadurch selbst Vertreter des Erna und will nun leben und geliebt werden.

§ 298

Da aber seine Snblimierungsarbeit eine Triebentmischung und Freiwerden der Aggresianstriebe im Uber—Ich zur Folge hat, liefert es sich durch seinen Kampf gegen die Libido der Gefahr der Mißlsandlung und des Todeo aus. Wenn dar Ich

§ 299

§ 300

n.; m, und a.: s: 319

§ 301

unter der Aggression des Uber—Ich: leidet oder selbst erliegt, so ist sein Schicksal ein Gegenstück zu dm der Protisnen, die an den Zersetzungsprodukten zugrunde gehen, die sie selbst geschaffen haben. Als solche! Zersetzungsprodukt im ökonomiechen Sinne erscheint uns die im Uber-Ich wirkende Moral.

§ 302

Unter den Abhängigkeiten des Ich: ist wohl die vom Uber—Ich die interessanteste.

§ 303

Das Ich ist ja die eigentliche Angtmäm. Van den dreierlei Gefahren bedroht, entwickelt das Ich den Fluchtreflex, indem es seine eigene Bem1ung von der bedmhlichen Wahrnehmung oder dem ebenso einguchäizten Vorgang im Es zurückzieht und als Angst a\isgibt. Diese pfilnitive Reaktion wird später durch Aufführung von Schutzbthungen abge— löst (Mechanismus der Phobien). Was das Ich von der äußeren und von der Libidogefahr im Es befürchtet, läßt sieh*nicht angehen; wir wissen, es ist 'D‘berwältigung oder Vernichtung, aber es ist analytisch nicht zu fassen. Das ich folgt einfach der Warnung des Lustprinzipa. Hingegen läßt sich sagen, was sich hinter der Angst des Ichs vor dem Uber-Ich, der Gewissensangst, verbirgt. Vom höheren Wesen, welches zum lchidea.l wurde, drohte einst die Kastration und diese Kastntionsangst ist wahrscheinlich der Kern, um den sich die sp'a'tere Gewisseng ablagert, sie ist es, die sich als Gewissensangxt iometzt.

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Der volltönende Satz: jede Angst sei eigentlich Todesangst. schließt kaum einen Sinn ein, ist jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Es scheint mir vielmehr durchaus richtig, die Tode:angst von der Objekt—(ReaI-)Angst und von der neurotischen Libidoaugst zu sondern. Sie gibt der Psychosnalyu ein schweres Problem auf, denn Tod ist ein abserakter Begrifl von negativem Inhalt, für den eine |:anqu Entsprechung nicht zu finden ist. Der Mechanismus der Todesangst könnte

§ 305

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390 Das m; mt das Es

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nur sein, daß das Ich seine narzißtiecbe I.ibidobesetzung in reichliehem Ausmaß entläßt, also sich selbst aufgibt, wie sonst im Angstfallc ein indem Objekt. Ich meine, daß die Todesangst sich zwischen Ich und Uber-Ich abspielt.

§ 308

Wir kennen das Auftreten von Todesangst unter zwei Bedingungen, die übrigens denen der sonstigen Angstentwicklung durchaus analog sind, als Reaku'on luf eine äußere Gefahr und als inneren Vorgang. zum Beispiel bei Melancholie. Der neurorische Fall mag uns wieder einmal zum Verständnis des realen verhelfen.

§ 309

Die Todesangst der Melancholie läßt nur die eine Erklärung zu, daß das Ich sich aufgibt, weil es sich vom Uber Ich gehaßt und verfolgt anstatt geliebt fühlt. Leben ist also fiir das Ich gleichbedeuth rnit Geliebtwerden, vom UberIch geliebt werden, das auch hier als Vertreter des Es auftritt. Das Uber-Ich vertritt dieselbe seliüuende und rettende Funktion wie friiher der Vater, später die Vorsehung oder das Schicksal. Deutelben Schluß muß das Ich aber auch ziehen, wenn es sieh in einer film-großen realen Gefahr befindet, die es aus eigenen Kräften nicht glaubt überwinden zu können. Es sieht sich von allen schützendm Mächten verlassen und läßt sich sterben. Es ist übrigens immer noch dieselbe Situation, die dem ersten großen Angitzustancl der Geburt und der infantikn Sehnsucht-Angst zugrunde lag, die der Trennung von der schützenden Mutter.

§ 310

Auf Grund dieser Darlegungen kann alle die Todesangsr wie die Gewissensangst als Verarbeitung der Kastrationsangst aufgefaßt werden. Bei der großen Bedeutung des Sehuldgefühls für die Neurasen ist es auch nicht von der Hand zu weisen, daß die gemeine neurotische Angst in schweren Fällen eine Verstärkung durch die Angstentwicklung zwischen Ich und Uber-Ich (Kastration-, Gewissens-, Todesangst) erfährt.

§ 311

Das Es, zu dem wir am Ende zurückfiihren, hat keine

§ 312

§ 313

Da; m, und d.; E. „,

§ 314

Mittel, dem Ich Liebe oder Haß zu beleugen. Es kann nicht sagen, was es will; es hat keinen einhddichen Willen zu< stande gebracht; Eros und Todestrieb kämpfen in ihm; wir haben gehört, mit welchen Mitteln sich die einen Triebe gegen die anderen zur Wehr: setzen. Wir könnten es so derstellen, als ob das Es unter der Herr:chaft der nummen, aber mächtigen Todestriebe stünde, die Ruhe haben und den Störeniried Eros nich den Winkcn des Lustprinzips zur Ruhe bringen wollen, aber wir besorgen, doch dabei die Rolle des Eros zu unterschätzen.

§ 315