Gedankenassoziation eines vierjährigen Kindes (1920-004/1931)

Über das Werk

  • Herausgegeben von
  • Diercks, Christine
  • Rohrwasser, Michael
  • Konzept für die Edition und die Datenbank, Richtlinien, Quellenforschung, Signaturen, Referenzsystem
  • Diercks, Christine
  • Quellenforschung, Digitalisierung der Datenquellen, Bildbearbeitung, Faksimile-Ausgabe, Bibliografie
  • Blatow, Arkadi
  • Diplomatische Umschrift, Lektorat
  • Diercks, Christine
  • Huber, Christian
  • Kaufmann, Kira
  • Liepold, Sophie
  • Technische Umsetzung der Datenbank und der digitalen Instrumente
  • Roedelius, Julian
  • Datenexport aus Drupal und TEI Serialisierung
  • Andorfer, Peter
  • Stoxreiter, Daniel

Freud, Sigmund: Gedankenassoziation eines vierjährigen Kindes (1920-004/1931). In: Andorfer, Peter; Blatow, Arkadi; Diercks, Christine; Huber, Christian; Kaufmann, Kira; Liepold, Sophie; Roedelius, Julian; Rohrwasser, Michael; Stoxreiter, Daniel (2022): Sigmund Freud Edition: Digitale Historisch-Kritische Gesamtausgabe, Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Wien. [3.4.2023], file:/home/runner/work/frd-static/frd-static/data/editions/plain/sfe-1920-004__1931.xml
§ 1

GEDANKENASSOZIATION EINES VIERJÄHRIGEN KINDES

§ 2

(1920)

§ 3

Aus dem Brief einer amerikanischen Mutter: „Ich muß Dir erzählen, was die Kleine gestern gesagt hat. Ich kann mich noch gar nicht fassen darüber. Cousine Emily sprach davon, daß sie sich eine Wohnung nehmen wird. Da sagte das Kind: Wenn Emily heiratet, wird sie ein Baby bekommen. Ich war sehr überrascht und fragte sie: Ja, woher weißt du denn das? Und sie darauf: Ja, wenn jemand heiratet, dann kommt immer ein Baby. Ich wiederholte: Aber wie kannst du das wissen? Und die Kleine: Oh, ich weiß noch sehr viel, ich weiß auch, daß die Bäume in der Erde wachsen (in the ground). Denke Dir die sonderbare Gedankenverbindung! Das ist ja gerade das, was ich ihr eines Tages zur Aufklärung sagen will. Und dann setzt sie noch fort: Ich weiß auch, daß der liebe Gott die Welt schafft (makes the world). Wenn sie solche Reden führt, kann ich mir’s kaum glauben, daß sie noch nicht einmal vier Jahre alt ist.“

§ 4

Es scheint, daß die Mutter den Übergang von der ersten Äußerung des Kindes zur zweiten selbst verstanden hat. Das Kind will sagen: Ich weiß, daß die Kinder in der Mutter wachsen, und drückt dies Wissen nicht direkt, sondern symbolisch aus, indem es die Mutter durch die Mutter Erde ersetzt. Wir haben bereits aus vielen unzweifelhaften Beobachtungen erfahren, wie frühzeitig sich die Kinder der Symbole zu bedienen wissen. Aber auch die dritte Äußerung der Kleinen verläßt den Zusammenhang nicht. Wir können nur annehmen, daß das Kind als ein weiteres Stück seines Wissens über die Herkunft der Kinder mitteilen wollte: Ich weiß auch, das ist alles das Werk des Vaters. Aber diesmal ersetzt sie den direkten Gedanken durch die dazugehörige Sublimierung, daß der liebe Gott die Welt schafft.