Ergänzungen zur Traumlehre (1920-005/1920)

Über das Werk

  • Herausgegeben von
  • Diercks, Christine
  • Rohrwasser, Michael
  • Konzept für die Edition und die Datenbank, Richtlinien, Quellenforschung, Signaturen, Referenzsystem
  • Diercks, Christine
  • Quellenforschung, Digitalisierung der Datenquellen, Bildbearbeitung, Faksimile-Ausgabe, Bibliografie
  • Blatow, Arkadi
  • Diplomatische Umschrift, Lektorat
  • Diercks, Christine
  • Huber, Christian
  • Kaufmann, Kira
  • Liepold, Sophie
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  • Roedelius, Julian
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  • Andorfer, Peter
  • Stoxreiter, Daniel

Freud, Sigmund: Ergänzungen zur Traumlehre (1920-005/1920). In: Andorfer, Peter; Blatow, Arkadi; Diercks, Christine; Huber, Christian; Kaufmann, Kira; Liepold, Sophie; Roedelius, Julian; Rohrwasser, Michael; Stoxreiter, Daniel (2022): Sigmund Freud Edition: Digitale Historisch-Kritische Gesamtausgabe, Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Wien. [3.4.2023], file:/home/runner/work/frd-static/frd-static/data/editions/plain/sfe-1920-005__1920.xml
§ 1

Prof. Sigm. Freud (Wien), Ergänzungen zur Traumlehre.

§ 2

Der Vortragende beschäftigte sich in seinen kurzen Ausführungen mit drei Punkten der Traumlehre. Die ersten zwei betrafen den Satz, daß der Traum eine Wunscherfüllung sei, und brachten notwendige Modifikationen desselben; der dritte Punkt bezog sich auf eine volle Bestätigung seiner Ablehnung der sogenannten prospektiven Tendenz des Traumes. Der Vortragende führte aus, daß man Grund habe, neben den bekannten Wunschträumen, und den Angstträumen, die sich der Theorie leicht fügen, eine dritte Kategorie anzuerkennen, die er „Strafträume“ nennt. Nimmt man Rücksicht auf die berechtigte Annahme einer besonderen selbstbeobachtenden kritischen Instanz im Ich (Ichideal, Zensor, Gewissen), so sind auch diese Strafträume der Wunscherfüllungstheorie zu subsummieren, denn sie stellen die Wunscherfüllung dieser kritischen Instanz dar. Sie haben etwa dasselbe Verhältnis zu den glatten Wunschträumen, wie die aus Reaktionsbildung hervorgegangenen Symptome der Zwangsneurose zu hysterischen Symptomen. Eine ernsthaftere Ausnahme von der Regel, daß der Traum eine Wunscherfüllung sei, erblickt Redner in den sogenannten „traumatischen“ Träumen, wie sie bei Unfallskranken vorkommen, aber auch in den Psychoanalysen Neurotischer die vergessenen psychischen Kindheitstraumen wiederbringen. In betreff ihrer Vereinigung mit der Wunscherfüllungstheorie verwies er auf eine bald zu veröffentlichende Arbeit des Namens „Jenseits des Lustprinzips“.

§ 3

Den dritten Punkt seiner Mitteilungen bildete die Erwähnung einer noch ungedruckten Untersuchung des Dr. Varendonck aus Gent, dem es gelungen ist, das unbewußte Phantasieren in Zuständen von Halbschlaf („autistisches Denken“ von diesem Forscher genannt), in großem Umfang seiner bewußten Beobachtung zuzuführen. Es stellte sich dabei heraus, daß das Vorsehen der Möglichkeiten des nächsten Tages, die Vorbereitung von Lösungs- und Anpassungsversuchen u. dgl. durchaus in den Bereich dieser vorbewußten Tätigkeit fällt, welche auch die latenten Traumgedanken schafft, und, wie der Vortragende immer behauptete, nichts mit der Traumarbeit zu tun hat.